Samstag, 4. Mai 2019

Zwischenbericht Nr. 48

Mal wieder ist eine geraume Zeit vergangen, seit ich meinen letzten Zwischenbericht geschrieben habe. Seit ein paar Minuten schaue ich die weiße Seite meines Textprogramms an und weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich habe das Gefühl, dass sich gerade gewaltig etwas verändert. Gesundheitlich geht es mir bis auf ein paar Aussetzer, weswegen ich mich letztens mit einer Ärztin gestritten habe, ganz gut. In zwei Wochen habe ich aber ein Termin bei meinem Hausarzt, der immer versucht gute Lösungen zu finden. Vielleicht hat er eine Idee, wie wir den Migräne-Anfällen und allem Herr werden können. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich diesen Mist nicht mein ganzes Leben ertragen muss. Wisst ihr noch, als ich in den vorigen Zwischenberichten und in den Jahresrückblicken behauptet habe, dass ich so unglaublich glücklich bin. Tja, dass ließ sich offenbar noch steigern. Wenn man an Karma glaubt, könnte man der Auffassung sein, dass sich der ganze Scheiß in meinem Leben ausgezahlt hat und ich nun endlich die Prüfungen bestanden habe um mein Glück zu genießen. Wer weiß?

Ich habe nicht nur eine, ich habe mehrere lebensbedrohliche Krankheiten in meinem Leben überstanden. Nun könnte man meinen, dass ich voll von Hass und Verbitterung sein müsste und es gab bestimmt eine Zeit, in der das der Fall war. Aber soll ich euch mal etwas sagen? Am meisten schadet man sich selbst mit Hass und Verbitterung. Ich habe mir geschworen, dass ich, wenn ich das Ganze überlebe, mein Leben aufräume. Dies bedeutet mit Dingen abzuschließen und Gegebenheiten zu überdenken. Im Klartext: Ich habe kein Bock mehr auf Bullshit.

Einige Menschen konnten nicht mit meiner Erkrankung umgehen. Keine Angst, ich nehme ihnen das nicht übel. Eine Zeit war ich sehr traurig darüber, aber dies hat nichts geändert. Jetzt geht es mir wieder besser und gerade zum Geburtstag habe ich von diesen Menschen oberflächliche Nachrichten bekommen. „Wir müssen unbedingt wieder etwas zusammen machen!“ Im Prinzip sagen sie das nur, um ihr eigenes labiles schlechtes Gewissen zu beruhigen. Wie gesagt, hege ich keinen Groll, aber Teil meines Lebens sind sie definitiv nicht mehr und das ist auch gut so, wie es ist. Eine Schulfreundin meldete sich wieder bei mir und genau über solche Freundschaften freue ich mich. Altes und Gutes wiederfinden, Schlechtes gehen lassen.

Briefe einer einst so wundervollen Freundschaft liegen noch in einer Schublade und ich sollte sie wegschmeißen, kann mich aber noch nicht ganz dazu durchringen. Altlasten liegen herum und ziehen einen herunter. Wie Marie Kondo schon sagt, dass man nur das behalten sollte, was einem ein Glücksgefühl beschert. Diese Briefe sollten ins Altpapier wandern, aber dieser Tag ist noch nicht heute.

Spätestens wenn wir mein Schlafzimmer und Badezimmer renovieren, dann muss ich mich von diesen Sachen verabschieden. Deswegen packe ich schon einige Sachen in Kartons, beschrifte Dinge und überlege, ob ich wirklich genau das brauche. Das alles ist ein Prozess und ich hoffe, dass ich im Sommer in meinem frischen Zimmer stehen werde und vor Erleichterung Freudentränen vergieße.

Meinen Kleiderschrank habe ich bereits aufgeräumt und die letzten Schubladen in meiner Kommode sind nun auch leer. Zum einen wollte ich mit einigen Erinnerungen nichts mehr zu tun haben und zum anderen waren da noch meine alten BHs. Jetzt denkt man sich vielleicht, was hat sie den für ein Problem mit ihren alten BHs? Ich trauerte meinem alten Körper hinterher. Früher trug ich mit Freuden einen schwarzen Push-Up-BH, der aus der besten Spitze bestand und einfach sagenhaft aussah. Von diesem Gedanken musste ich mich erst einmal verabschieden. Keine Sorge, ich kann immer noch Spitzen-BHs tragen, aber von den Alten ohne die richtigen Einlagen habe ich mich jetzt verabschiedet.

Etwas Gutes hat dieses Aussortieren auf jeden Fall - man hat wieder Augen für die Dinge, die einem wichtig sind. An meiner Arbeitsweise hat sich ebenfalls etwas geändert, denn ich habe keine Lust mehr, dass Sachen herumliegen. Wenn ich Artikel geschrieben habe, dann lade ich sie hoch und datiere sie vor. Zu meiner Überraschung habe ich damit nicht nur den Mai, sondern auch den Juni und Teile vom Oktober fertig und könnte eigentlich in den Urlaub fliegen. Aber das mache ich ja nicht, sondern widme mich neuen Projekten und versuche mich stets weiterzubilden und zu verbessern. Nerdwissen kann man schließlich nie genug haben!

So viele liebe Menschen, wie mich momentan umgeben, waren noch nie in meinem Leben und ich bin froh über jede wundervolle Seele, die in meiner Nähe ist. Wenn ihr das hier lest, seid ihr höchstwahrscheinlich auch einer dieser Menschen. Ich kann mich nur bedanken für all die lieben Worte, Nachrichten, Geschenke und Briefe, die ich zu meinem Geburtstag bekommen habe. Ich war wirklich überwältigt. Das Wichtigste habe ich selbst verschenkt, nämlich mein Herz. Aber man muss auch nicht über alle Dinge schreiben, selbst wenn es einen glücklich macht und man es am liebsten durch die ganze Welt schreien möchte.

Bis dahin, gehabt euch wohl und ich wünsche euch alles Glück der Erde. ♡