Samstag, 6. April 2019

Zwischenbericht Nr. 47

Etwas habe ich meinen nächsten Zwischenbericht aufgeschoben, weil ich mir erhofft habe, euch gute Nachrichten verkünden zu können. Dem ist leider nicht so. Am Freitag, welches während ich dies schreibe nur ein paar Stunden her ist, wurde mir mitgeteilt, dass ich eine genetische Mutation habe, welche mein Krebsrisiko erheblich steigert und meine Tumorerkrankung erklärt. Ich habe also das BRCA1-Gen. Vielleicht habt ihr davon schon einmal gehört, denn Angelina Jolie hat ebenfalls dieses Risiko-Gen. Es fällt auf, dass ich nicht Krankheit schreibe, denn BRCA ist keine Krankheit, sondern steigert, wie ich bereits schrieb das Risiko an Brustkrebs und Eierstockkrebs zu erkranken. Dies bedeutet aber nicht, dass dies tatsächlich so sein muss. In meinem Fall erklärt sich so mein Brustkrebs, denn mein Tumor war, wie man es nennt „triple negativ“, welches bedeutet, dass mein Tumor durch Hormonrezeptoren nicht hervorgerufen wurde, also Östrogen und Progesteron und auch HER2-negativ ist. Hört sich komisch an, aber ich versuche es euch zu erklären.

Warum ein Tumor entsteht, kann viele Faktoren haben, aber bei Brustkrebs hat das oft den Grund, dass es entweder durch Hormone kommt, also Östrogen oder Progesteron. Der HER2-Rezeptor hat etwas mit den Eiweiß und Proteinbausteinen von Zellen zu tun. Normalerweise hat eine Zelle eher wenige von diesen Rezeptoren, aber bei 20% der Erkrankten an Brustkrebs steigen diese kleinen Dinger ungeheuerlich an. All dies trifft auf mich nicht zu. Triple-negative Tumore wachsen meist sehr schnell und aggressiv, was ich am eigenen Leib erlebt habe.

Nun bin ich aber erst 26 Jahre alt und hatte ein triple-negatives Mamma-Karzinom, sprich Brustkrebs. Da liegt es nahe, dass irgendetwas in der Genetik nicht stimmt. Zwar hat mein Stammbaum eigentlich Entwarnung gegeben, weil „nur“ meine Oma, meine beiden Opa und mein Cousin an Krebs erkrankt sind, aber dann kam es doch. Ich habe das BRCA1-Gen.

Jetzt kann man den Teufel an die Wand malen oder sich die Sache erst einmal anschauen. Meine größte Befürchtung war, dass sich alles wie vor zwei Jahren wiederholt und ich meine Diagnose zusammen mit einem Laufzettel bekomme und innerhalb von einer Woche alle Untersuchungen und OPs in rasanter Geschwindigkeit ablaufen muss ohne Verschnaufpause. Erst einmal sind keine OPs geplant.

Was bedeutet das für mein Leben? Kann oder besser darf ich noch Kinder bekommen? Versteht mich nicht falsch, ich möchte jetzt nicht sofort Kinder bekommen, ich weiß nicht, ob ich das überhaupt für mich in Frage kommt. Aber ich möchte die Möglichkeit haben. Hört sich das komisch an? Ne, ich glaube, ihr versteht, was ich meine.

Mir wird empfohlen, dass ich mir mit 40 Jahren die Eierstöcke entfernen lassen sollte, weil dann das Eierstock-Krebsrisko immens steigt. Das sind noch 13 - 14 Jahre hin, also mache ich mir da keine Gedanken. Vorher ist alles gut, versicherte mir die Ärztin und sie sagte mir, dass erst die Eierstöcke rausgenommen werden, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist bei den Patienten. Für mich war auch die Komponente wichtig, dass ich meinen Kindern kein Risiko aufbürde. Ja, ich kann das BRCA1-Gen weitergeben, die Möglichkeit besteht, aber nicht in allen Eizellen sind diese Gene drin, laut Ärztin. Ihr Worte waren: Sie sollten auf jeden Fall Kinder bekommen! Hat mich irgendwie beruhigt. Wie viele Leute laufen damit herum und wissen es noch nicht einmal?

Sollte man sich die Brust abnehmen lassen, so wie Angelina Jolie es getan hat? Nicht unbedingt. Jede drei Monate gehe ich zu meiner Gynäkologen zur Krebskontrolle - einmal im Jahr wird eine Mammographie gemacht. Jetzt mit der Diagnose, sollte zweimal im Jahr zusätzlich ein Ultraschall und einmal im Jahr ein MRT gemacht werden. Engmaschigere Kontrollen sind wichtig. Die Ärztin im humangenetischen Institut sagte, dass dies nicht unbedingt nötig ist auch die gesunde Brust abzunehmen. Ich kann euch dazu noch nichts sagen, denn ich möchte erst einmal mit meinem Arzt, der mich immer operiert hat darüber sprechen. Irgendwie reift in mir der Gedanke mir diese Brust eventuell abnehmen zu lassen und dann gleich beide wieder aufbauen zu lassen. Aber dies ist erst einmal nur ein Gedanke und kein Plan. Ob das möglich ist und ob ich das mache, steht in den Sternen.

Pläne habe ich aber. Lasst mich euch diese Pläne gerne auflisten:

April - erster Stream mit dem Podcast
April - den Hochzeitstag meiner Eltern feiern
April - mich tattoovieren lassen
April - meinen Geburtstag feiern
April-Mai - große Shoppingtour mit meiner Mama
Mai - Treffen ♡
Sommer - Schlafzimmer und Badezimmer renovieren
August - Gamescom


Außerdem möchte ich einen Schal stricken, mindestens einen Kissenbezug nähen, wieder mehr zeichnen. Gitarre spielen fällt mir immer noch schwer, weil es sich an der Brust so komisch anfühlt, wenn die Gitarre dagegenliegt. Aber vielleicht kann ich dies auch bald überwinden. Und selbstverständlich ganz viel Schreiben, Spielen und Podcasten! Der Krebs ist erst einmal weg und das ist die Hauptsache. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Bis dahin gehabt euch wohl! Und denkt dran, niemals aufgeben! ♡