Kolumne: Über Doppelmoral und ein gelöschtes Spiel auf Steam

Ein Aufschrei geht durch die Massen! Im April diesen Jahres sollte ein Spiel auf Steam erscheinen, welches als Hauptziel die Vergewaltigung von Frauen beinhaltet. Rape Day ist mittlerweile auf Steam verschwunden, aber der Shitstorm zieht weiterhin und vollkommen zurecht seine Runden in sämtlichen Social Media Kanälen. Eigentlich ist es mir zuwider überhaupt ein Wort über dieses geschmacklose Spiel zu verlieren, aber was mich wirklich schockiert hat, waren die Kommentare in dieser Diskussion. Rape Day wäre für mich nur eines der Spiele gewesen, die aufgrund ihrer Schamlosigkeit sich in die gleichen Reihen wie Hatred, das Amoklaufspiel und Derartiges einfügt. Es wird immer Idioten geben, die solche Sachen verteidigen und schreien, dass Kunst alles tun darf, aber ein Wort welches mich nachdenklich gemacht hat, war der Vorwurf der Doppelmoral. Ist es moralisch verwerflich jemandem bei Battlefield abzuschießen, aber sich dann über Rape Day aufzuregen?

Mord ist eine der widerlichsten Straftaten und beendet ein Leben meist viel zu früh auf eine grausame Art und Weise. Vergewaltigung ist ebenfalls eine der widerlichsten Straftaten, denn das Opfer muss mit den Erinnerungen an dieses Erlebnis ein Leben lang fertig werden. Welche Straftat schlimmer ist, muss jeder selbst mit seinen Wertvorstellung vereinbaren. Darum wird es in diesen Artikel nicht gehen.

Fangen wir an, in dem wir uns ein kindliches Spiel betrachten. Eine Gruppe von Kindern schießt sich an einem heißen Sommertag mit Wasserpistolen ab. Wer nass wird, ist raus aus dem Spiel. Hier mögen viele schon einen pädagogisch fragwürdigen Inhalt sehen. Kinder haben meist noch kein Bezug zum Tod, was auch so sein sollte. Vielleicht erleben sie ihren ersten Verlust, wenn der Familienhamster mit einer Lebensspanne von 2 Jahren verstirbt, aber das Spiel mit dem Töten ist trotzdem schon da. Natürlich schauen sich Kinder viele Sachen ab und vielleicht ist man beim Fangenspielen nicht sofort tot, sondern wird festgehalten. Ich selbst kann mich noch an ein Spiel auf Kindergeburtstagen mit dem Namen „Mord im Dunkeln“ erinnern, in dem ein Detektiv rausfinden musste, wer jemanden im Zimmer umgebracht hat. Eine Art Cluedo für Kinder. Dabei bedeutet Mord nicht tot zu sein, sondern einfach aus dem Spiel genommen zu werden.

Was wiederum bedeutet Vergewaltigung? Da gibt es keinen anderen Kontext und ich kann mir da keinen spielerischen Hintergrund vorstellen. Ist das Doppelmoral nur weil der spielerische Tot etwas anderes bedeutet und es im normalen gesellschaftlichen Umgang keine spielerische Vergewaltigung gibt? Sollen Kinder anfangen Vergewaltigung zu spielen und dann wäre das keine Doppelmoral? Mir kommt das Essen wieder hoch, wenn ich so etwas schreibe, aber wann sind solche Menschen zufrieden, die so laut schreien? Jeder wäre bitte genauso schockiert wie ich und würde die Kinder zur Räson rufen. Etwas anderes möchte ich mir nicht ausmalen.

Heißt das Morde werden in jedem Videospiel geduldet? Im Leben nicht! Wie oft kommt die sogenannte „Killerspiel-Debatte“ wieder auf den Tisch, meist an sehr unpassenden Stellen. Was für ein Aufschrei hat Hatred, wie ich in der Einleitung erwähnte verursacht. Könnt ihr euch noch an die Diskussion über die Folterszene in GTAV erinnern? Stand Fortnite nicht in der Kritik wegen dem Konzept des BattleRoyale für Kinder?

Heißt das es gibt keine Vergewaltigungen in Videospielen, da sie als Tabu-Thema nicht besprochen werden? Könnt ihr euch an die Stelle in The Last of Us erinnern, als Ellie auf einen sehr unangenehmen Typen mit ihren 14 Jahren trifft? Könnt ihr euch an Jodie erinnern, die nur in einem Pub ein bisschen feiern wollte in Beyond:Two Souls? Könnt ihr euch an North aus Detroit:Become Human und Kat aus DMC erinnern?

Wisst ihr, was eine Doppelmoral, nein, schon eher Sexismus ist? Das in Rape Day nur Frauen vergewaltigt werden. Warum nicht auch Männer? Ich will keine Vergewaltigungen sehen und erst recht nicht spielen, aber warum wird die Tatsache, dass auch Männer an sexueller Gewalt leiden immer so unter den Tisch gekehrt? Ermorden darf man schließlich alle unabhängig vom Geschlecht. Damit will ich nicht dazu aufrufen Männer in Videospielen zu vergewaltigen, ich frage mich nur hätte Rape Day so eine große Welle geschlagen, wenn es nicht nur Frauen gegeben hätte?