Mittwoch, 12. Dezember 2018

Preisverleihungen und meine Probleme damit

Jedes Jahr wieder aufs Neue wollen die erfolgreichsten, tollsten und besten Games des Jahres gekürt und ausgezeichnet werden. The Game Awards, Golden Joystick Awards oder der Deutsche Computerspielpreis - alles Auszeichnungen, die ich mal mit mehr und mal weniger Wohlwollen verfolge. Während der DCP sich nur auf Spiele aus Deutschland fokussiert, sind die anderen beiden international. Doch wie vergibt man solche Auszeichnungen? Immer wieder scheinen sich die Kategorien zu ändern, was ich nicht in jedem Fall verstehen kann. In den letzten Jahren ist eSport immer mehr ein Thema geworden und das diese Sparten bedient werden wollen, kann ich nicht nur verstehen, sondern befürworte dies auch. Streamer und Personen, die viel für die Gaming-Community getan haben, sollen ebenfalls Preise bekommen. Aber warum ändern sich so viele andere Kategorien jedes Jahr aufs Neue? Manchmal bekommt man das Gefühl einige Kategorien wurden nur für bestimmte Spiele ausgegraben oder ausgedacht. Wer entscheidet eigentlich darüber? Und was ist jetzt das Spiel des Jahres?

Die Golden Joystick Awards finden in Großbritannien seit 1983 statt und werden heutzutage über ein Online-Voting-System entschieden, welches nun auch weltweit durchgeführt wird, anstatt nur Großbritannien zu umfassen. Im Jahre 2014 wählten über 9 Millionen Menschen ihre Lieblingsspiele. Preisgelder werden hier nicht ausgeschüttet. In diesem Jahr hat diese Auszeichnung Schlagzeilen gemacht, weil Fortnite als Ultimate Game of the Year ausgezeichnet wurde. Meiner Meinung nach ungerechtfertigt, nicht aufgrund der allgemeinen Aversion gegen das Spiel, ich habe nichts gegen das Spiel und seine Spieler, sondern aufgrund der Tatsache, dass Fortnite überhaupt nicht 2018 erschienen ist. Ein Beispiel, wie Online-Voting nicht funktioniert.

Über den Deutschen Computerspielpreis wird oft geschmunzelt. Eigentlich soll er seit 2009 die besten Spiele aus Deutschland auszeichnen und bedenkt die Gewinner sogar mit Preisgeldern, was aber eher ein Problem darstellte. Ein Teil der Preisgelder kommen vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und die haben nicht nur meist wenig mit Videospielen am Hut, sondern sehen es nicht gerne, wenn Shooter ausgezeichnet werden. Als 2012 Crysis 2 ausgezeichnet werden sollte, gab dies einen Aufschrei. Zum Glück hat sich einiges geändert, wenn auch immer noch auf dem pädagogischen Mehrwert rumgeritten wird. Eine Haupt- und Fachjury diskutiert über die Preisvergabe, wobei diese nicht ganz so transparent abläuft, was 2017 für einen Eklat gesorgt hat, als Mimimi Productions den Preis deswegen nicht annahm. Da kann der Publikumspreis auch nichts mehr retten. Ohne die Community mit einzubeziehen, ist wohl auch am Ziel vorbei. Das die Show an sich auch nicht das Gelbe vom Ei ist, weil sowohl die Moderation, als auch viele Laudatoren von Games so viel verstehen, wie eine Mücke von Aktiengeschäften, muss nicht erwähnt werden.

Dann wären da noch die Game Awards aus Amerika, die eher als Werbeveranstaltung verschrien sind, da sie nicht nur die Auszeichnungen vergeben, sondern auch viele Trailer und Ankündigungen zeigen. Keine Preisgelder und während 2014 die meisten Awards von einer Jury ausgewählt wurden und nur die Community Preise, wie das meist erwartetest Spiel vom Publikum bestimmt wurde, so wurden dieses Jahr alle Preisträger übers Online-Voting bestimmt. Mit einer Mailadresse registriert konnte jeder abstimmen. Mit vielen Preisträgern bin ich zufrieden, jedoch sind meiner Meinung nach mindestens zwei Awards zu Unrecht  vergeben worden. Red Dead Redemption 2 hat echt viele Awards kassiert und ich will nicht sagen, dass RDR2 kein gutes Spiel ist. Es ist sogar ein sehr solides Game, aber God of War hat definitiv den besseren Soundtrack.

Vielleicht haben da einige auf ihren Ohren gesessen? Noch etwas - beste Performance an Roger Clark als Arthur Morgan? WTF? Haben wir die gleichen Games gespielt? Wie gesagt, RDR2 ist ein gutes Spiel und Arthur Morgan ein solider Protagonist, wenn ich momentan auch an seiner Charaktertiefe zweifel, bin aber auch erst bei 2/3 des Spiels, aber wie kann man bitte nicht Bryan Dechart diesen Award geben? Einen Androiden zu spielen, der sich noch nicht einmal richtig menschlich bewegt und je nach Spielentscheidung eine andere Charakterentwicklung durchmacht, ist meiner Meinung nach anspruchsvoller als ein Cowboy mit Komplexen. Vielleicht spricht da auch nur das Detroit Fangirl aus mir. Christopher Judge hätte ich ebenfalls verstanden - Kratos zu spielen ist bestimmt auch nicht leicht. Ein Kriegsgott im Ruhestand, der seine Frau verloren hat und nicht weiß, wie er mit seinen Sohn umgehen soll - das ist schauspielerische Leistung.

Die beste Geschichte bzw. wie diese erzählt wird, ging auch an Red Dead Redemption 2. Wehe, du fängst jetzt wieder mit Detroit an! Keine Angst, ich kann verstehen, dass viele Detroit nicht mochten, obwohl ich bemerken will, dass Detroit Become Human keine lineare Geschichte ist und dementsprechend komplett anders zu bewerten wäre, als ein vorgegebenes Game, aber das Argument, dass Detroit dort nicht hingehört, weil man diese Thematik so oft in anderen SciFi-Filmen/Games/Serien gesehen hat, ist meiner Meinung nach unlogisch. Wenn man viele Western gesehen hat, ist RDR2 nichts Neues und mein Kumpel sagte dazu großspürig, ist halt GTA im wilden Westen. Wenn man viele Superheldenfilme gesehen hat, ist man eventuell von Spiderman angenervt. Life is Strange 2? Da nehmen einige ja schon ihre Beine in die Hand, wenn sie nur den Titel hören. Celeste? Geh mir weg mit dem Pixelkram! Assassins Creed Odyssey? Boah, Assassins Creed ist seit dem zweiten Teil schon nicht mehr gut! So etwas bekommt man tatsächlich zu hören.

Erst stellte ich die Theorie auf, dass RDR2 so gut bewertet wurde bei den Awards, weil es gerade erst erschienen ist. Der Hype ist noch real. Was juckt die Gaming Community ein Game, welches im April erschienen ist und sich kaum mehr einer dran erinnern kann? Zum Glück hat das God of War den Award für Game of the Year abgeräumt. Je länger ich allerdings über die ganze Thematik nachdachte und einige Kommentare und Tweets las, ergab sich mir ein ganz anderes Bild. Ein unglaublich hoher Prozentsatz hat gar nicht alle Games gespielt. "RDR2 ist mein Game des Jahres! - Haben dir die anderen nicht so gut gefallen? - Keine Ahnung, habe ich alle nicht gespielt." WTF? Wie kann ich so etwas entscheiden, wenn ich gar kein Vergleich habe? Würde das so beim DCP oder einer anderen Fachjury so gemacht werden, hätten wir den nächsten Aufstand.

76% der nummerierten Games habe ich gespielt und meist sogar was drüber geschrieben. Über 90% der Spiele befinden sich auf meinem Pile of Shame und ich kann wenigstens etwas darüber sagen. Bei VR Games und Student Games habe ich krasse Defizite. Damit bin ich aber wohl ziemlich allein. Viele haben gar nicht die Zeit und das Geld sich mit allen Games zu beschäftigen. Das ist auch nicht weiter schlimm, doch wie viel Gehalt hat dann diese Meinung? Dies ist zum Beispiel ein Grund, warum ich mich selten bis gar nicht politisch äußere. Um mich wirklich kompetent äußern zu können, müsste ich mich stark informieren und damit auseinandersetzen. Kann ich nicht leisten, also halte ich die Klappe. Ich weiß, unvorstellbar in einer Zeit, in der jeder eine Meinung zu absolut allem hat. Und vergesst Objektivität - wir sind Menschen, also das Subjektivste auf diesem Planeten, egal wie professionell man ist.

Du hast aber die Japan Game Awards vergessen, mag nun einer sagen. Ebenfalls von der japanischen Regierung unterstützt, wie unser DCP, allerdings bin ich mir nicht sicher, wie ernst ich diesen Award nehmen soll, der tatsächlich Call of Duty auszeichnet.

Ich mach meine eigenen Awards mit Blackjack und Nu… moment, so meinte ich das nicht. Ein perfektes System gibt es wohl nicht. Vielleicht eine Mischung aus Fachjury und eine bestimmte Gewichtung für Online-Votings. Ich weiß es nicht. Vielleicht mach ich doch die Pixelherzen-Awards? Nehme ich Online-Votings mit rein? Oder wähle ich Spyro als Game of the Year? Ich kann euch leider keine spektakuläre Bühnenshow bieten. Ich habe kein Live-Orchester, aber ich kann schlecht Gitarre spielen! Sicher ist, das die beste Performance an Bryan Dechart geht! So siehts aus!