Donnerstag, 31. Dezember 2020

Persönlicher Jahresrückblick

Was war das für ein Jahr 2020. Ich sitze hier am zweiten Weihnachtstag, während Max gerade mit meinem Papa vor der Leinwand die dritte Staffel The Expanse schaut und denke an die vergangenen Monate zurück. Weihnachten und der Jahreswechsel sind immer eine Zeit, in der ich besinnlich und auch ein bisschen melancholisch werde. Zumindest dieses Jahr ist das so. Ich erinnere mich noch an den Januar, als Max und ich zusammen im Radiostudio waren, unser nächstes Abenteuer mit dem Zug planten, genauso wie andere magische Ziele. Dieses Jahr fahren wir auf jeden Fall an die Nordsee! Außerdem besuchen wir zahlreiche Messen und Conventions. Freunde quer über die deutsche Landkarte verteilt - kein Problem! Doch dann wurde alles anders…

Im Januar und Februar verbrachte ich die meiste Zeit in Aschaffenburg - wir gingen zum Nintendo Connect Treffen, erlebten einen wunderschönen Abend mit Cocktails und tollen Gesprächen, waren bei der Geburtstagsfeier von Max’s bestem Freund und waren sogar zwei Mal im Kino. Tja, das war es dann auch mit Kino, sprich der Jahresrückblick der Filme wäre recht kurz und würde nur aus Sonic und Wheathering with You bestehen. Deswegen lassen wir das diesmal sein. 

Dann startete nämlich schon der erste Lockdown. Der Covid-Virus breitete sich in der gesamten Welt aus und brachte viele Unsicherheiten mit sich. Schon bald trugen viele Menschen eine Maske und Max und ich beschlossen erst einmal nicht durch ganz Deutschland zu fahren. Wir sahen uns über zehn Wochen nicht, was furchtbar war, denn in dieser Zeit passierte noch so einiges mehr. Max musste ins Krankenhaus und operiert werden - keine Sorgen, jetzt ist wieder alles in Ordnung. Naja, und ich erhielt eine wahre Schocknachricht bei einem meiner Kontrolltermine…

Der Krebs war zurück. In meinen Lymphknoten über dem Schlüsselbein bis runter in den Brustkorb hatten sich Metastasen gebildet. Da dachte ich doch tatsächlich den Krebs 2018 besiegt zu haben und dann kommt das Mistding 2020 einfach wieder. Puh, also wieder Chemos und ich kam doch tatsächlich für eine Antikörpertherapie in Frage - also Glück im Unglück. Meine schönen grünen Haare fielen natürlich wieder aus und ich nahm durch das Kortison auch über zehn Kilo wieder zu, was mich sehr unglücklich gemacht hat.

Immer an meiner Seite waren aber diesmal nicht nur meine Eltern, sondern auch Max. Er organisierte sogar ein Fotoshooting mit meinen neuen Perücken. Natürlich lässt man so einen Schatz nicht gehen und deswegen verlobten wir uns. Ich hätte nie gedacht, dass meine Liebe zu Max noch so viel stärker werden kann, aber dieses Jahr ist so viel Scheiße passiert, durch die wir gemeinsam gegangen sind, dass ich eines besseren belehrt wurde.

Nun sitze ich hier also am zweiten Weihnachtsfeiertag. Vor drei Tagen habe ich wieder in der Onkologie meine Therapie bekommen und es ist zwar nicht alles vom Krebs weg, aber ich befinde mich auf einem guten Weg. Im Januar ist wieder ein CT-Termin. Meine Haare sind langsam wieder vorhanden, wenn auch noch recht kurz. Max hat mittlerweile Haare, die bis auf seine Schultern reichen und kann nun meine Haargummis gebrauchen. Seit März habe ich nur für Arztbesuche das Haus verlassen. Corona wütet immer noch und die Zahlen sind beängstigend.

Freundschaften gingen in die Brüche, neue Freundschaften entstanden, ich musste meine Zimmerpflanze Olive beerdigen (Sukkulenten sollte man nicht so oft gießen) und Max und ich sind zusammengezogen. Der durchgespielt Podcast läuft grandios und wir haben unsere 100. Folge veröffentlicht.  Außerdem mussten wir mehrere Todesfälle in der Familie verschmerzen und vor allem der Tod meiner Oma hat mich sehr aus der Bann geworfen. Jedes Mal wenn das Telefon klingelt, denke ich immer noch, dass sie am Ende der Leitung ist.

Tja, das war wirklich kein einfaches Jahr. Aber ich will mich gar nicht beschweren, denn eigentlich geht es mir ganz gut. Die Therapie schlägt gut an, ich habe Familie und Freunde um mich, die mir gut tun und bis auf den Krebs und Corona bin ich wunschlos glücklich. Ich hoffe, dass ihr das Jahr gut überstanden habt und ich wünsche euch jetzt einen guten Rutsch und ein besseres Jahr 2021! Bis dahin, gehabt euch wohl, tragt immer eure Maske und bleibt gesund!