Sonntag, 16. Januar 2022

Persönlicher Jahresrückblick 2021

Wie jedes Jahr sitze ich vor meinem Bildschirm, lasse das Jahr Revue passieren und versuche mein Leben in Worte zu fassen. 2021 war für mich ein Jahr, in dem ich viele Dinge realisieren musste, die ein Jahr zuvor geschehen sind. Dieses Jahr hatte ich oft so heftige Panikanfälle, dass ich dabei gedacht habe, da nie wieder rauszukommen. Meine Psyche hat vor allem in der ersten Jahreshälfte so gelitten, dass ich eine Zumutung für meine Familie war. Ich leide unter Zwangsneurosen und diese wurden immer schlimmer und schlimmer. Selbst jetzt am 13. Januar 2022 habe ich noch nicht alles verdauen können, was mir die letzten zwei Jahre entgegen geschleudert wurde. Wie gesagt, war das Jahr 2021 das Jahr des Realisierens und das Jahr um zu schauen, wie ich mit den Schäden weiter machen kann. Ich stand zum ersten Mal am Grab meiner Oma, da ich ja wegen der Pandemie und meiner gesundheitlichen Verfassung nicht zu ihrer Beerdigung durfte. Das hatte etwas unfassbar Endgültiges. Ihren Namen auf dem Grabstein zu sehen, vernichtete die Option, dass sie gleich aus ihrem Küchenfenster gucken könnte. Und mit so vielen Dingen ging es mir genauso. 2021 - das Jahr des Abfindens. Ich habe wieder Krebs und muss mich damit abfinden, dass ich wahrscheinlich bis zu meinem Lebensende Tabletten nehmen muss. Ich habe eine psychische Erkrankung und ich muss mich damit abfinden, dass ich mehr Hilfe brauche, als es andere Leute vielleicht benötigen. Wir haben eine Pandemie und ich muss mich damit abfinden, dass ich wegen dummer Idioten die ganze Zeit nicht vor die Tür darf. 2021 - das Jahr des Abfindens also… 

Wie ich bereits schrieb, ging es mir Anfang des Jahres nicht so gut. Meine psychische Erkrankung nahm immer mehr Raum ein und ich wurde von ihr erdrückt. Bis zum Sommer hin besserte sich dies auch nicht. Ich war zu dem Zeitpunkt über ein Jahr eingesperrt gewesen. Der einzige Grund für mich das Haus zu verlassen, waren Arzttermine. Über fünfzehn Monate habe ich also nur für Arzttermine das Haus verlassen - kein Wunder, dass dies ein Nährboden für Depressionen war. 

 Im Sommer kam dann aber eine Veränderung und zwar sind Max und ich nach Bayern gezogen. Meine Krebsbehandlung war was Infusionen anging erschöpft. Schließlich sind 204 Chemos mit fünf verschiedenen Wirkstoffen so einiges in meiner Krankheitsgeschichte. Ich glaube, es war im April, da bekam ich neue Tabletten, die zwar wie eine Chemo sind, aber bei denen ich etwas mehr Freiraum bekommen sollte. Die ersten Wochen waren die Nebenwirkungen so hart, dass ich dachte, ich würde sterben. Auch jetzt noch sind die Nebenwirkungen nicht angenehm. Stellt euch vor, ihr habt die ganze Zeit eine fiese Magen-Darm-Grippe, mit Schüttelfrost, Übelkeit und allem was dazu gehört. Zu meinem Glück machen die Tabletten meine Leber nicht kaputt oder verursachen Herzrhythmusstörungen, wie bei so manch anderen Patienten. Alle drei Monate zur Kontrolle ins CT, monatliche Bluttests und damit ist es gut. Das letzte CT war Anfang 2022 und ein Tumor ist komplett verschwunden, während die anderen wenigstens nicht gewachsen sind. 

Also mehr Freiheiten und wir kommen wieder zum Umzug - Max sollte wieder eine Radioshow moderieren und dazu mussten wir fast jeden Samstag wieder in Bayern sein, also zogen wir dementsprechend um. Das war schon etwas komisch. Wir haben fast ein Jahr zusammen in Niedersachsen gewohnt und nun wollten wir uns ein neues Nest bauen. Nun wohnen wir also mit meinen Schwiegereltern zusammen in einem Haus. Wir haben unseren eigenen Bereich im Kellergeschoss. Erst einmal Platz für mich zu schaffen, war da das Problem. Sonst hatte ich immer aus meinem Koffer gelebt, wenn ich zuvor bei Max war. Kleiderschrank ausgeräumt und alles neu verteilt. Und dann war da noch die große Ausräumaktion von der Abstellkammer. Während ich diese Zeilen tippe, sitze ich in besagter Abstellkammer, die nun ein wunderschönes Zimmer mit zum Teil Max’s Videospielsammlung und zum anderen Teil aus meinem eigenen Zimmer besteht. Mein Bücherregal, mein Schreibtisch und nicht zu vergessen - mein Schrank mit all meinen Kunstmaterialien. 

Um aus den Depressionen und den Neurosen rauszukommen habe ich nämlich versucht alte Hobbies wieder aufleben zu lassen. Mit Nervenschäden in den Händen ist es zwar schwieriger, aber ich versuche unter dieser Herausforderung wieder Zeichnen zu lernen. Wenn ihr meine Fortschritte beobachten wollt, könnt ihr das auf Instagram unter dem Namen GwynPainting finden. Außerdem bin ich dieses Jahr einem Buchclub beigetreten, in dem nicht nur tolle und inspirierende Menschen zu finden sind, sondern das Ganze motiviert mich auch mal andere Bücher statt nur Fantasy zu lesen. Der Jahresrückblick der Bücher kommt selbstverständlich auch noch - Sonntag in zwei Wochen. Wenn ihr ansonsten dazu etwas lesen wollt, findet ihr auf Instagram meinen Account GwynReading. 

Auf Social Media war es meist stiller bei mir und ich glaube, ich war dieses Jahr auch nicht einmal zu Gast in einen anderen Podcast. Das hatte vor allem technische Gründe, denn mein Macbook hat nach zehn Jahren seinen verdienten Ruhestand angetreten. Seit einer geraumen Zeit wollte es schon nicht mehr arbeiten, keine Grafiken auf den Blog laden und hat eine Ewigkeit gebraucht für alles. So macht Arbeiten natürlich keinen Spaß. Zusammen mit den Depressionen konnte ich mich kaum aufraffen etwas in der Richtung zu machen. Nun habe ich aber einen neuen Computer, der fantastisch schnell ist und alles macht, wie es sein sollte. Deswegen nehme ich mir für dieses Jahr auch vor wieder mehr zu machen. Mehr Blog, mehr Podcasts und mehr Gastauftritte. 

Aber wie ist es genau jetzt? Das hört sich ja alles ganz schön negativ an. Wie ich bereits in der Einleitung schrieb, musste ich viele Dinge aus dem Jahr 2020 im Jahr 2021 verarbeiten und bin beim besten Willen noch nicht damit fertig. Bevor die Zahlen wieder gestiegen sind, waren Max und ich öfter draußen, wenn auch nur zweimal in der Stadt. Das hat geholfen meinen Depressionen Einhalt zu gebieten. Jetzt darf ich natürlich wieder nicht raus, außer in einen menschenleeren Wald. Ich werde wütend, wenn ich an die Menschen denke, die sich aus reinem Egoismus nicht impfen lassen. Bin aber zu müde um darüber zu twittern. Ich habe mich durch 2021 durchgebissen und in der zweiten Hälfte sogar wieder etwas Mut gefasst und Spaß an Dingen gehabt. Ohne Kortison habe ich 2021 um die 16 Kilo abgenommen, da Essen für mich durch die Chemo-Tabletten eine schwierige Sache ist. Nun wiege ich fast wieder so viel wie Anfang 2020, bloß fühlt sich das nicht so an, da mein Körpergefühl komplett hinüber ist. 

Was gab es denn noch so für Highlights im Jahr 2021. Im Kino war ich wegen der Pandemie nicht, habe aber vier „Kino-Filme“ geschaut: Luca, Dune, Ostwind - Der große Orkan und Words bubble up like soda pop. Alle ganz wundervoll. Serien habe ich dieses Jahr gefühlt mehr gesehen: Fate - The Wind Saga, Shadow & Bone, Loki, Squid Game, Bridgerton, Blue Period und natürlich das sagenhafte Arcane! Haben mir alle auch sehr gut gefallen auf ihre Art und Weise. Bei Musik bin ich dieses Jahr eher an alten Sachen hängen geblieben und habe Hybrid Theory rauf und runter gehört. Außer vielleicht den Song „Enemy“ von den Imagine Dragons. 

Ich beiße mich also weiter durch und kämpfe sowohl gegen meine psychische Erkrankung, als auch gegen den Krebs. Habe manchmal schreckliches Heimweh nach meinen Eltern, wenn wir zu lange nicht in Niedersachsen waren, aber ich gebe niemals auf. Ich bin einfach nur froh, dass ich Max an meiner Seite habe, den ich unendlich liebe, genauso wie meine Eltern, meine Schwiegereltern und meine Freunde. Danke an dieser Stelle also auch an Lenny, Moep0r, Dodo, Martin, die tolle Discord-Community und auch an euch meine lieben Leser. Danke für jede Nachricht, jedes liebe Wort und auch danke an die stillen Leser. Ihr glaubt gar nicht, wie mich einige Nachrichten oder Kommentare auf Discord oder Twitter aufgebaut haben. Danke dafür! Damit wünsche ich euch ein frohes Jahr 2022, auf das es so wird, wie ihr es euch wünscht. Gebt nicht auf und gehabt euch wohl.