Meine neuen Chemos haben angefangen und es gibt erst einmal gute Nachrichten - ich bekomme nur Tabletten und keine Infusion. Da ich schon unter den letzten Chemos Nervenschäden aufzuweisen hatte, hat meine Onkologin sich gegen die Infusionen entschieden, weil sie die Befürchtung hat, das irreparable Schäden zurückbleiben könnten. Heißt für mich eine bessere Verträglichkeit und meine Haare werden wahrscheinlich nicht ausfallen. Also, Yeah! Im drei Wochen Takt sechs Mal findet diese Tablettentherapie nun statt. Jeden Tag für zwei Wochen acht Tabletten, also vier morgens und vier abends nehmen und dann eine Woche Pause, in der das Blutbild kontrolliert wird. Nebenwirkungen kann ich bis jetzt noch nicht einschätzen, weil ich die Symptome auch aufs heiße Wetter schieben könnte. Ich freue mich extrem darüber, dass ich wieder mehr Ruhe habe bzw. ich mich wieder mehr um die Sachen kümmern kann, die mir am Herzen liegen, wie Videospiele und nicht mehr jeden Tag zur Bestrahlung fahren muss. Um nicht in ein Loch zu fallen, versuche ich so viel wie nur möglich zu spielen und gleich auch ein paar Worte zu den gespielten Games zu schreiben. Man muss sich beschäftigt halten - weswegen ich diesen Monat schon Ni No Kuni, Ni No Kuni 2, Raft und Forgotten Anne gespielt habe. Bei Donkey Kong Country Tropical Freeze bin ich auch dran. Außerdem versuche ich mit etwas Sport meine Ausdauer wieder zu steigern und meine Figur auf den richtigen Weg zu bringen. Man darf halt nie aufgeben.
Zum Thema Aufgeben habe ich mir letztens viel Gedanken gemacht. Nicht wegen mir selber, keine Angst, sondern wegen einer Bekannten, die ich letztes Jahr bei den Chemos kennen gelernt habe. Schon ein halbes Jahr hatten wir uns nicht mehr gesehen und es ist viel passiert in dieser Zeit. Weitere Chemos, drei OPs und die Bestrahlung später geht es mir dennoch relativ gut. So war dies leider nicht bei meiner Bekannten. Ich habe sie als gut gelaunte, witzige Frau kennen gelernt, die mir scharf eingetrichtert hat, dass wir niemals aufgeben und uns bloß nicht unterkriegen lassen sollten. Nun saß vor mir eine Frau, die im Wartezimmer weinte und mit den Nerven am Ende war. Seit ihrer OP hatte sie schreckliche Schmerzen und wusste nicht mehr weiter. Ich sah mich in ihr, genau genommen, mein Ich im letzten August. Ich war damals auch komplett fertig und dachte, ich könnte nichts mehr aushalten. Da wusste ich ja noch nicht, dass das nicht nur die Nebenwirkungen von der Chemo waren, sondern eine Thrombose nebst Embolie.
Aber das tut nun nichts mehr zur Sache. Fakt ist, dass sie mir so unglaublich Leid tat. Was soll man zu jemandem sagen, der die Hoffnung verloren hat? Ich sagte ihr nicht, dass sie weiter positiv bleiben soll. Ich sagte ihr nicht, dass es irgendwann besser wird. Ich sagte ihr, dass es momentan scheiße ist und sie sich nicht dafür schämen müsste, wenn sie deswegen weinte. Egal wie viele Menschen nun ihre Tränen sahen, sie sollte es einfach rauslassen. Als ich ihr von meinem Weg erzählte, war sie schockiert, aber das wichtigsten war, dass sie sah, dass es bergauf gehen kann. Selbst wenn man das hundertmal sagt, wenn man es mit eigenen Augen sieht, ist das etwas ganz anderes. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihr helfen konnte, aber ich hoffe inständig, dass sie bald wieder Freude am Leben hat ohne Schmerzen.
So sind nun einmal die vielen Begegnungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen. Einige prägen einen tief im Herzen, während andere nur vorbei huschen. Mit den Worten schließe ich diesmal ab und hoffe bei euch ist alles in Butter. Bis dahin, gehabt euch wohl!