Montag, 12. November 2018

Zwischenbericht Nr. 41

Wie gerne würde ich euch positive Nachrichten überbringen und erzählen, wie gut doch alles läuft. Aber wie das Leben nun einmal ist, ist alles nicht so einfach. Ich hatte wieder angefangen zu Laufen und ich war echt nicht schlecht. Für einen Kilometer brauche ich so um die 12 Minuten. Jetzt bin ich seit ein paar Tagen nicht gelaufen, denn mir ging es echt beschissen. Seit meiner Lungenembolie vor über einem Jahr darf ich ein Medikament nicht mehr nehmen - ein Hormonpräperat. Ich bin allergisch auf ein körpereigenes Hormon, welches bei mir heftige Reaktionen auslöst. Um dies Hormon sagen wir mal neutralisieren zu können, brauche ich ein anderes Hormon. Einige Ärzte haben diesem Medikament die Schuld an meiner Thrombose und Embolie gegeben, was für mich absolut unlogisch ist, da ich es seit über 13 Jahren genommen habe. Zwei meiner Ärzte sind aber damit einverstanden, wenn vorher alles überprüft wird. Also ein CT und ein Gerinnungstest. Das CT war letzten Montag und lief nicht so, wie ich es mir erhofft habe. Keine Angst, die Ergebnisse sind vollkommen in Ordnung - die Lunge war ja schon vor ein paar Monaten in einem CT vollkommen intakt, sonst könnte ich schließlich nicht so Laufen, wie ich es tue. Meine Ausdauer ist nicht die beste, aber ich arbeite ja dran. Ach ja, meine Leber ist verständlicherweise auch geschädigt. Wusste ich aber schon…

Fangen wir aber von Vorne an. Letzten Montag war ich also in einem radiologischen Zentrum um ein CT machen zu lassen von meiner Lunge. Erst fing es damit an, dass ich Kontrastmittel trinken sollte. Selbst beim Nachfragen wurde darauf bestanden, was ich mir nicht erklären konnte, schließlich sollte nur meine Lunge untersucht werden. Kurze Anmerkung: Ich reagiere echt krass allergisch auf Kontrastmittel vor allem das zum Trinken. Durfte ich Anfang des Jahres herausfinden. Rücksprache per Telefon mit meiner Onkologin, die sagte, dass ich definitiv nichts trinken müsste. Es tut mir echt leid, dass ich dem Personal solche Umstände gemacht habe. Sie haben schließlich auch nur Anweisungen befolgt, aber als ich gesagt habe, dass ich das Kontrastmittel nicht trinken würde und meine Reaktion auf das Mittel beschrieben habe, wurde mir ins Gesicht gesagt, dass es diese Nebenwirkungen gar nicht geben würde. Natürlich, sorry, hab ich mir eingebildet und mir aus Spaß die Seele aus dem Leib gekotzt und mein Kreislauf weggeschickt. Haben sie halt auch noch mit meiner Onkologin telefoniert.

Vorher war ich bereits bei meiner Onkologin und habe mir den Port anstechen lassen, weil mir ja schon Adern zerschossen wurden und ich deswegen nur noch meinen Port nehmen soll. Nächstes Problem - angeblich kann der Port nicht richtig benutzt werden wegen Fließgeschwindigkeiten und allem drum und dran. Komisch, war vor einem halben Jahr auch kein Problem. Da war ich aber in einer anderen Praxis. Was mir ebenfalls indirekt vorgeworfen wurde. Was kann ich dafür, dass ich unzählige CTs und ein MRT hatte wegen diesem ganzen Scheiß?

Obwohl ich alle meine Allergien auf den Fragebogen geschrieben habe und auch mittgeteilt habe, dass ich auf das Kontrastmittel, welches mir durch die Adern geschossen wird auch allergisch reagiere, wurde das komplett ignoriert. Diesmal wurde das Mittel langsamer reingeschossen, was ich noch nie hatte, egal ob mit oder ohne Port. Die Reaktion, die darauf folgte, war heftiger den je. Ich fiel fast vom CT-Tisch beim Aufstehen und mir ging es hundeelend. Hat das wen interessiert? Nö. Versteht mich nicht falsch - die drei oder vier Frauen vom Personal waren freundlich und alles, trotzdem war eine sehr genervt, weil sie die Tücher noch nicht wegräumen konnte, weil ich noch nicht aufstehen konnte. Das Arztgespräch war auch eher so naja, da der Arzt mir krasse Angst machte, weil er sich nicht mit meiner Amputationsnarbe auskannte und meinte er konnte nicht sagen, ob da Tumorzellen drin wären. Alter, das weiß ich schon. Deswegen habe ich alle drei Monate Kontrolltermine, wovon zwei bereits gut waren, genauso wie die zwei Sonografien. Also chill mal und mach mir keine Angst. Kann ich schon nachvollziehen, wahrscheinlich hat er so etwas nicht jeden Tag und ist deswegen bemüht alle Risiken zu benennen. Das das Personal etwas erstaunt war, weil ich mir selbst den Port entfernen könnte, zeigt nur wieder sehr deutlich, wie oft das schon von Nöten war.

Jetzt weiß ich einiges besser. Ich beschwere mich sehr ungern beim Arzt. Den Mund aufzubekommen und wirklich mal etwas Kritisches zu äußern bzw. einer Sache zu widersprechen fällt mir nicht leicht. Doch in all dieser Zeit mit der Krebsdiagnose habe ich gelernt, wie nötig das oft ist. Sowohl meine Onkologin, als auch die drei Ärzte in meinem Stammkrankenhaus, in dem ich so oft operiert wurde, sind einfach fantastisch. Genauso das Personal in diesen zwei Einrichtungen. Professionell, kompetent - die wissen halt einfach was sie tun.

Leider ist das so oft nicht der Fall. Am Anfang meiner Erkrankung habe ich mich nicht getraut etwas zu sagen, obwohl ich mir damit einige Schmerzen hätte ersparen können. Mittlerweile bin ich an dem Punkt angekommen, an dem ich weiß, was bei mir funktioniert und was nicht. Übrigens habe ich mich nach dem CT zwei Tage heftig übergeben müssen, hatte starke Schmerzen und mir war die ganze Zeit schwindelig. Ein Glück hatte ich noch Medikamente, die mir auch gegen die Übelkeit während der Chemo geholfen haben. Wie gesagt, jetzt weiß ich einiges besser, als noch letzten Montag. Mit einer allergischen Reaktion auf Kontrastmittel ist nicht zu spaßen. Jedes Mal, wenn ich dieses Mittel bekomme, wird die Reaktion stärker, was normal ist. Ohne ein Antihistaminikum darf ich sowas wohl nicht mehr machen. Muss ich das nächste Mal drauf bestehen - habe ich jetzt verstanden.

Außerdem habe ich erfahren, dass mir ein Ausweichmedikament, welches mir empfohlen wurde als Hormonpräperat, mir mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mehr geschadet hätte. Nicht nur, dass es meine jetzigen Beschwerden höchstwahrscheinlich verstärkt hätte, es ist komplett untersagt diese Stoffe jemanden zu geben der an Depressionen und einer Angst/Panikstörung leidet. Egal wie viele Ärzte man fragt, zum Schluss hat man so viele unterschiedliche Meinungen, dass man nur noch verwirrter ist. Ich will einfach nur, dass alles wieder so wird wie vor dem Krebs. Na gut, nicht alles, denn ich habe riesige Fortschritte mit meiner psychischen Verfassung gemacht.

Heute ist Sonntag. Obwohl es mir die ganze Woche schlecht ging, habe ich immer weiter gemacht. Es sind so viele Filme, Games und Serien in den letzten zwei Monaten erschienen, dass ich nicht ganz hinterherkomme. Bis Sylvester muss das abgearbeitet sein. Ich habe heute mit meiner Familie gefrühstückt, dann geduscht, mich mit meiner Lieblings-Body-Lotion eingecremt, hab mir ein Nest aus Decken und Kissen gebaut und bin schließlich beim Super Mario 64 spielen eingeschlafen. Erholung ist so wichtig - unterschätzt das nicht! Einfach mal eine Auszeit nehmen und nichts machen bzw. etwas was nichts mit Arbeit zu tun hat. Da habe ich mir doch glatt bevor ich dieses Zwischenbericht schrieb, zwei Rezensionen aus dem Arm geschüttelt, die ich seit einer geraumen Zeit schreiben sollte. Morgen geht es wieder richtig los mit dem Schreiben und mit dem Laufen. Am Mittwoch hat meine Mama Geburtstag und wir haben einen echt coolen Tag geplant. Da freu ich mich drauf und jetzt gehe ich eine Runde Diablo auf der Switch spielen! Ich freu mich schon auf unseren nächsten Podcast.

Da der Klon immer noch da ist - dieser Zwischenbericht wurde von mir geschrieben - Nina, auch Gwin, normalerweise mit y genannt, aber der Name wird durch den Namen von dem Klon ersetzt.

Moral von der Geschichte? Macht euren Mund auf, wenn euch etwas nicht passt und nehmt euch Auszeiten. Passt einfach auf euch auf! Bis dahin gehabt euch wohl!