Mittwoch, 11. Dezember 2019

Kolumne: Über Hype & Hate

Wow, mal wieder eine Kolumne, in der ich mich aufregen kann. Hatten wir ja schon etwas länger nicht mehr. Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll, denn ich weiß ganz genau, dass ich mit meinen Worten wieder mehreren Menschen ans Bein pinkeln werde. Doch was liegt mir genau auf dem Herzen? Nennen wir es Hype und Hate. Mir geht es so dermaßen auf den Zeiger was momentan abgeht, wenn ein gehyptes Spiel veröffentlicht wird. Kaum ist ein Spiel drei Sekunden auf dem Markt regnet es entweder stark negative oder komplett abgehobene Bewertungen. Diese stammen nicht von der Fachpresse, die ein Rezensionsexemplar vorab bekommen haben, sondern von ganz normalen Spielern. Und damit spiele ich nicht nur auf Pokemon an, sondern auch auf Death Stranding und auf so viele weitere Titel. In letzter Zeit ist es mir nur noch mehr aufgefallen, weil es so viel radikaler und drastischer wird. Reg dich doch nicht drüber auf, kann man eh nichts machen, wird bestimmt der ein oder andere Leser sagen. Ich betrachte dies hier als kleine Aggressions-Therapie, in der ich meinen Frust abladen kann über solche Verhaltensweisen, also lehnt euch zurück und lauschet meinen aufgebrachten Worten…

Vorweg einmal das Problem mit den Beispiel von den beiden oben genannten Spielen erklärt. Death Stranding, das neue Spiel von Hideo Kojima hat einen riesigen Hype ausgelöst, seit Norman Reedus mit einem Baby nackig an einem Strand stand, wenn ich mich recht entsinne als Ankündigung zur E3. Ich habe vorher noch nie ein Spiel von ihm gespielt, jedenfalls nicht genug um seine Handschrift irgendwie schätzen oder gar vergöttern zu können. Trotzdem habe ich mich sehr über Death Stranding gefreut, denn diese abstrusen Trailer machten mir Lust auf eine unverbrauchte und innovative Geschichte. Nun entwickelte sich allerdings um Kojima Productions und Death Stranding ein solch starker Hype, dass viele davon genervt waren. Vor allem bei Teenager kann man ein Verhalten erkennen, dass sie genau das ablehnen, was die Gesellschaft gut findet, damit sie eine Außenseiterrolle einnehmen. Sich darüber profilieren, dass man ja so edgy ist, weil man alle von der breiten Maße geliebten Dinge schlecht findet sozusagen. Dies ist eine vollkommen normale Dynamik der Gesellschaft - gegen den Strom schwimmen, wird jedem ein Begriff sein.

Eigentlich ist dies also nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil, es wäre ja furchtbar langweilig, wenn alle das Gleiche gut finden würden und diverse Meinungen bringen die Entwicklungen von Videospielen erst voran. Kommen wir zu Pokemon - schon im Vorfeld gab es viele Ungereimtheiten bezüglich Schwert und Schild. Natürlich ist es blöd, dass nicht alle Pokemon fangbar bzw. übertragbar sind in Pokemon Schwert und Schild und da kann ich den Unmut von vielen Fans komplett verstehen. Nicht so ganz blicke ich jedoch beim #GameFreakLied durch. GameFreak, also das Entwicklerstudio von Pokemon hat als Grund der fehlenden Pokemon aufgeführt, dass sie so viele neue Animationen für die Switch-Ableger gestaltet mussten.

Ich bin ehrlich und sage gleich, dass ich keine Ahnung von der Entwicklung von Videospielen habe - ich kann keine Pokemon animieren, noch kann ich den Aufwand benennen Modelle vom 3DS auf die Switch zu portieren. Für mich sehen einige Animationen sehr ähnlich zu denen in Mond und Sonne aus, aber wie gesagt, ich kann nicht den Aufwand bemessen, ich habe noch nie bei Gamefreak gearbeitet oder Pokemon animiert. Und ich bezweifle, dass die meisten Leute in dieser Diskussion etwas vom Handwerk eines Spieleentwicklers verstehen, aber da soll jeder sich seine eigene Meinung bilden. Natürlich ist es nicht schön, wenn ein Entwickler seine Fans anlügt und das sollte auch kritisiert werden, aber ich habe oft gelesen, dass daran eher Nintendo mit ihren harten Release-Vorstellungen Schuld sein soll.

Des Weiteren wurde immer wieder in Rezensionen geschrieben, dass Pokemon Schwert und Schild voller Bugs ist. Tage vor der Veröffentlichung war bereits eine gecrackte/raubkopierte Version des Spiels im Internet zu finden, welche wohl reichlich Fehler aufzuweisen hatte. Hier möchte ich anmerken, dass ich bis jetzt auf meinem ganz normalen Switch-Modul noch nicht einen Bug erkennen konnte. Auch hier überlasse ich es euch selbst daraus einen Schluss zu ziehen.

So, das war die Umschreibung der Ausgangssituationen. Bis auf meinen letzten Absatz sind dies auch alles berechtigte Einwände und Kritikpunkte, die man sich mal anschauen sollte. Doch nun kommt die Sache, die mir auf den Zeiger geht - Menschen, die ein Spiel nicht spielen, aber trotzdem Rezensionen abgeben. Versteht mich nicht falsch, wenn jemand Death Stranding gespielt hat und das Gameplay eintönig und die Story zu wirr findet, dann kann ich das verstehen. Hat jemand Pokemon Schwert oder Schild gespielt und hatte dabei keinen Spaß, dann ist das auch vollkommen in Ordnung dies zu äußern. Aber wie erklären sich die tausenden Bewertungen von Usern auf Metacritic nur Sekunden nach dem Release? Zumal diese entweder die volle Punktzahl oder die schlechteste Wertung aufzuweisen hatte. Ich kann ein Spiel weder für herausragend noch für grottenschlecht befinden, wenn ich es nicht gespielt habe.

Ich bewerte doch nicht ein Restaurant, obwohl ich da noch nie etwas gegessen habe, geschweige den das Etablissement betreten habe. Wie oft durfte ich in den letzten Tagen lesen, wie scheiße zum Beispiel Death Stranding ist und ich muss zugeben, dass das Spiel für mich auch erst am Ende der dritten Episode so richtig gezündet hat, deswegen fragte ich interessiert nach. Die Antwort war jedes Mal die Gleiche - nö, hab ich nicht gespielt.

Positiv über diese beiden Spiele berichten, ist gewiss eine schwierige Sache. Ich muss gestehen, dass ich jetzt zu diesem Zeitpunkt eine sehr positive Meinung von beiden Spielen habe. Death Stranding habe ich mit 43 Stunden abgeschlossen und es wird nicht nur die volle Punktzahl bei mir bekommen, sondern ist auch ein Anwärter für mein Spiel des Jahres. Mit Pokemon bin ich noch nicht durch, aber ich habe einen riesigen Spaß und tendiere hier auch zu vollen 5 Pixelherzen.

Wie kannst du nur!!! Die brennenden Mistgabeln werden geschwenkt und ich schüttle nur den Kopf. Jeder wird angefeindet und es wird unterstellt, dass Meinungen gekauft wurden. Einen richtigen Lachkrampf bekomme ich, wenn von Objektivität in Rezensionen die Rede ist. Kein menschliches Wesen ist objektiv - das ist ein unerreichbares Ideal, welches in den Köpfen von einigen immer dann zu existieren scheint, wenn sich die Meinung mit der eigenen deckt. Tut mir leid, ihr Pokemon-Fanboy-Ultras der ersten Stunde, ihr lasst euch von eurem Frust und eurer Enttäuschung leiten, welches ebenfalls nicht gerade objektiv ist.

Videospiele sind Kunst und Kunst ist immer subjektiv. Natürlich kann man sagen, wie gut Gestaltungsmittel eigesetzt wurden um bestimmte Effekte zu erzeugen, aber was dies nun mit dem Betrachter macht, kann nicht objektiv bestimmt werden.

Heißt das, es gibt keine Kritik zu Death Stranding oder Pokemon? Doch! Und diese ist mehr als berechtigt! Leider sieht man sie nicht, weil so viele Nasen ihre Meinung hinauspusten ohne sich zu informieren. Dieses Nachplappern von Meinungen kotzt mich so sehr an! Bitte, ihr seid eigenständige Menschen - spielt es doch und bildet euch eure eigene Meinung bevor ihr eine Rezension postet. Danke.