Dienstag, 26. November 2019

Book Review: The Kingdom

Geschrieben von: Jess Rothenberg
Veröffentlicht am: 19. August 2019
Gelesen am: 21. Oktober 2019

Wenn mein Partner nicht das Buch „The Kingdom“ von Jess Rothenberg beim örtlichen Buchhändler entdeckt und gekauft hätte, dann bin ich mir nicht sicher, ob ich in den Genuss dieser zauberhaften Reise gekommen wäre. Natürlich kann man sich streiten, ob das englische Cover mit seinem Märchenschloss oder das deutsche mit dem Hybridenmädchen auf dem Buchdeckel, welches ein metallisches Implantat im Arm trägt, nun hübscher ist. Ich mag beide sehr gerne und finde das deutsche Cover wirklich sehr gelungen, da es von der Handlung nicht viel verrät, aber die Grundatmosphäre der Hybriden festlegt.

Ana ist eine Fantastin, die als Hybrid aus Mensch und Maschine in The Kingdom arbeitet. Zusammen mit ihren Schwestern ist sie dafür zuständig eine Traumwelt für die Besucher des Freizeitparks zu erschaffen, denn diese stürzen sich in Unkosten nur um einen Tag in diese perfekte Welt zu kommen und den schrecklichen Alltag zu vergessen. Die Welt außerhalb des Parks, fernab vom grünen Licht des schützenden Zauns ist schrecklich und nur im Park ist Ana mit ihren Schwestern sicher - oder vielleicht doch nicht?

Während die meisten Seiten in Kapitel unterteilt sich, die als Titel die Zeitangabe des Monats tragen und als Fließtext geschrieben sind, wie bei einem Roman üblich, so wird diese Struktur von Protokollen, Skripten und Gesprächen unterbrochen. Ein paar Mal sind sogar schwarz/weiß Bilder zu sehen, die passend zum beschriebenen Video ausgewählt wurden. Die Zeitsprünge, die durch diese Erzählweise gemacht werden, sind gerade am Anfang etwas verwirrend, da ein Ereignis in den Mittelpunkt gerückt wird, der sogenannte Prozess, welches wir als Leser noch gar nicht erfassen können. Mitten im Lesen hatte ich einmal das Gefühl, dass mir durch die Unterbrechungen sogar etwas vorweggenommen wurde - allerdings habe ich später verstanden, warum dieser Twist genau an der Stelle kam.

Zugegeben ist Ana als Protagonistin sehr naiv, welches allerdings hier von ihrer Unbekümmertheit und ihrem Unwissen über die Welt herrührt. Damit möchte ich sagen, dass ich noch nie einer Figur so schnell diese Naivität abgenommen habe, wie es bei Ana der Fall war. Ich mag es, wie Figuren sich entwickeln und die anfangs unsympathischen Charaktere mehr Tiefgang bekommen, wie es bei Eve der Fall ist oder ein Charakter plötzlich etwas Unvorhergesehenes tut. Wie langsam die heile Welt zu bröckeln anfängt und wie sich das zum Beispiel auf die Meerjungfrau Nia auswirkt. Leider fand ich die Beziehung zu Owen etwas schnell und damit weniger stark nachzuvollziehen.

Dabei ist der Schreibstil an sich sehr angenehm und bildhaft. Gleich als ich mehr über den Freizeitpark gelesen hatte, stellte ich mir vor, wie dieses Buch wohl als Film aussehen könnte. Wie ein Märchen ist jeder einzelne Themenbereich des Park und bis zu jeder Einzelheit der Kostüme ist alles beschrieben. Der Kontrast zwischen der anfänglichen Ana und der schon fast abgebrühten Fantastin im Prozess ist interessant und je mehr sich diese beiden Versionen im Laufe der Geschichte annähern, so sehr versteht man den inneren Konflikt. Ana’s Innenwelt ist dabei meist nachvollziehbar geschildert, wenn auch ihr Vertrauen wie ich bereits bemängelte etwas vorschnell kommt.