Donnerstag, 7. November 2019

Game Review: Sekiro

Genre: Action-RPG-Soulslike
Gespielte Plattform: Playstation 4
Publisher: Activision
Developer: FromSoftware
USK: Freigeben ab 18 Jahren
Release: 22. März 2019
Spielzeit: 82 Stunden

Immer wenn FromSoftware ein neues Spiel veröffentlicht, dreht die Community rund herum komplett durch und das Thema Schwierigkeitsgrad und Gatekeeping hält wieder einmal Einzug in den Diskussionen. Bereits in mehreren Podcasts, als auch in einer Kolumne hier auf dem Blog habe ich meine Meinung dazu ins Internet getragen, möchte also nur bedingt in dieser Rezension darauf eingehen, sondern euch viel mehr von meiner Liebe zu diesem wundervollen Spiel erzählen…

Ich würde nicht von mir behaupten, dass ich ein überdurchschnittlich guter Spieler bin, ganz im Gegenteil. Selbstverständlich ist Sekiro ein schwieriges Spiel, denn der knackige Schwierigkeitsgrad ist ein integraler Bestandteil eines FromSoftware-Titels. Das bedeutet aber nicht, dass Sekiro unschaffbar ist. Wenn ihr keine Lust habt euch stundenlang in ein Kampfsystem einzufuchsen, dann ist Sekiro nicht euer Spiel und ihr solltet die Finger davon lassen. Habt ihr jedoch die Geduld und das Durchhaltevermögen, wird Sekiro euch belohnen mit einem unnachahmlichen Gefühl, welches nur wenige Videospiele schaffen.

Also kommen wir gleich am Anfang zum Kampfsystem und ich erzähle euch später etwas über die Geschichte. Schon früh im Spiel gelangen wir an eine Shinobi-Armprothese, welche wir mit neuen Modulen aufrüsten können. So ist es möglich im Kampf uns mit einem Schirm zu schützen, ein Feuerwerk zu entzünden oder mit Wurfsterne zu schießen. Nun könnte man meinen, dass diese Fähigkeiten einen große Vorteil bringen, aber dies möchte ich nur bedingt feststellen. Natürlich ist es uns zuträglich, wenn sich ein tierischer Gegner vor den Knalleffekten erschreckt, aber solange wir unseren Schwertstil nicht gemeistert haben, wird uns das irgendwann Probleme bereiten.

Parieren - ist das Stichwort! Vielleicht mag ein Spieler, mich möchte ich mit dieser Aussage einschließen, sich durch den Anfang des Spiels mogeln ohne gescheit Parieren zu können, doch dann kommt dieser bestimmte Boss, an dem man verzweifelt. Dann heißt es üben, üben, üben. Sich mit dem Kampfsystem auseinanderzusetzen ist wirklich wichtig und irgendwann macht es dann klick und die Lernkurve steigt rasant. Endlich einen Gegner gemeistert zu haben, weil man nicht nur seine Angriffsmuster beherrscht, sondern diese auch parieren kann, ist ein so befriedigendes Gefühl. Selbst wenn man stirbt, offenbart sich einem immer das Gefühl dabei etwas gelernt zu haben.

Anders als in Dark Souls oder Bloodborne, spielen wir Sekiro, den einsamen Wolf, also eine festgelegte Person mit eigener Geschichte. Als Shinobi in der Sengoku Periode in Japan müssen wir unseren Meister Kuro-sama, der heilige Drachenerbe beschützen. Was dies mit dem Ashina-Clan zu tun hat, müsst ihr selbst spielen, aber ihr seht schon, dass Sekiro sich nicht mit Andeutungen und Brotkrummen zufrieden gibt, wie es seine Vorgänger tun. Lauscht man aufmerksam Gesprächen und liest Itembeschreibungen merkt man schnell, welch wunderbare und zugleich tragische Geschichte sich um das Land und die Unsterblichkeit des Drachenerben rankt.

Unsterblichkeit ist dabei auch für uns wichtig, denn als Shinobi von Kuro-sama verfügen wir über eine wichtige Fähigkeit, die bereits im Titel des Spiels angegeben wird - Shadows Die Twice. Sollten wir das Zeitliche segnen, können wir einmal von den Toten zurückkehren und es an der gleichen Stelle noch einmal versuchen. Gut ist dabei, dass Gegner uns dann meist für tot halten und wir den Überraschungseffekt auf unserer Seite haben. Sterben wir jedoch zu oft und kommen wieder ins Leben zurück, so breitet sich im Land eine Krankheit namens Drachenfäule aus, die wir dank Emma und einem Tropfen Drachenblut allerdings schnell wieder heilen können. Große Auswirkungen hat diese Krankheit nicht und so hört sie sich viel schrecklicher an, als sie eigentlich ist im Spielverlauf.

Wunderschön und beeindruckend sind die Gebiete gestaltet, von einer Burg, einem brennenden Anwesen in der Vergangenheit, eine Schlucht mit Schlangenhaut bis hin zum göttlichen Tempel oder verfluchten Dorf, denn durch den Greifhaken an unserer Prothese können wir uns mit viel mehr Freiheit durch die Gebiete bewegen, als es in einem Dark Souls der Fall ist. An Statuen des Bildhauers können wir rasten, ähnlich wie an einem Lagerfeuer und wenn wir sterben und uns nicht die göttliche Hilfe ereilt, verlieren wir die Hälfte an unserem Geld und der Erfahrungspunkte des aktuellen Levels. Klingt drastisch, ist es aber nicht. Geld kann man in Geldbeuteln im Inventar sichern und Level können nicht verloren werden, sondern nur die aktuellen Punkte. Macht ein Spieler also bevor er zu einem Boss geht sein Level noch voll, kann gar nichts passieren.

In einem solchen Spiel wie Sekiro sind natürlich die Bossgegner das Ding schlechthin. Jeder Boss ist grandios gestaltet und während einige einfach da sind, bekommen andere eine beeindruckende Inszenierung. Von Affen, egal ob Wächter oder Wandschirm, verdorbenen Nonnen, Schmetterlingen oder Gyobu Oniwa, der uns jedes Mal wieder seinen vollständigen Namen entgegenbrüllt, wenn wir auf ein Neues versuchen ihn von seinem Pferd Onikage zu schubsen. Besonders gefürchtet habe ich mich vor den Kopflosen, die am Anfang noch utopisch wirken, hat man allerdings Beruhigungsmittel, gestaltet sich der Kampf ganz anders. Irgendwann darf Sekiro sogar tauchen und wir können den Schatzkarpfen so noch schneller hinterherschwimmen. Und passt auf den Glockendämon auf, der das Spiel noch schwerer macht!

Als Letztes kommen wir zu unseren Ohren - der Soundtrack von Sekiro ist atmosphärisches und immer passend. Wenn leise Flötentöne über die nebeligen Berge schweben oder Trommeln in einem Kampf die Oberhand gewinnen, dann weiß der Spieler sofort, in welche Situation er sich begeben hat. Sowohl die japanische, als auch die deutsche Sprachausgabe ist wirklich klasse und empfehlenswert.

Fazit

Ein beeindruckendes und atmosphärisches Spiel, welches sehr viel Geduld und Lernwillen fordert, der allerdings stark belohnt wird.