Wieder ist ein Jahr ins Land gezogen und nun sitze ich hier und weiß wie jedes Mal nicht, was ich schreiben soll. Im letzten persönlichen Jahresrückblick hatte ich Angst, allzu positiv zu schreiben, weil ich dies das Jahr davor getan habe und der Krebs dann trotzdem zurückkam. Ich hatte Angst, wenn ich erneut zu positiv bin, dass mich dieses Schicksal erneut ereilen würde. Die Angst vor dem Krebs wird mich ein Leben lang begleiten, unter anderem auch deswegen, weil bei mir dieses Jahr die BRCA-Mutation entdeckt wurde, die das Risiko an Krebs zu erkranken erhöht. Dies ist aber kein Todesurteil, sondern eine Erklärung, warum in meinem jungen Alter ein solch aggressiver Krebs aufgetaucht ist. Ich habe das schon mein Leben lang, also warum sollte ich jetzt plötzlich Angst davor haben? Weil man immer Angst hat, dass der Krebs zurückkommt, aber davon will ich mich nicht einschränken lassen. Ich besuche regelmäßig meine Kontrolltermine und ansonsten kann ich nichts tun außer zu leben. Und genau das will ich: leben, auch mit dieser Angst. Wisst ihr was? Meine Haare sind mittlerweile wieder so lang, dass sie mir auf die Schulter fallen und ich sogar wieder Haarspangen tragen kann, so wie ich es früher getan habe. Und soll ich euch noch etwas sagen? Dieses Jahr war das glücklichste, welches ich je hatte.
Ich habe dieses Jahr erstaunliche Fortschritte gemacht, von denen ich selbst nicht gedacht hätte, dass ich sie dieses Jahr machen werde. Genau genommen hätte ich jedem einen Vogel gezeigt, der mir dies vor einem Jahr zugesichert hätte.
Vor Kurzem, wahrscheinlich ist es schon einen Monat her, trendete der Hashtag #GewaltgegenFrauen und ich überlegte tagelang, ob ich dazu etwas schreiben sollte, doch ich konnte mich dazu nicht durchringen. Hier im Jahresrückblick ist es allerdings teilweise von Nöten, denn so wird der Fortschritt erst sichtbar. Ich befand mich in einer destruktiven und zerstörerischen Beziehung, in der mir sehr weh getan wurde, sowohl körperlich, als auch psychisch. Im Podcast erzählte ich einmal, dass ich eine geraume Zeit Angst vor Berührungen hatte und dies war auch bis zu meiner Krebserkrankung der Fall. Ich lernte dann immer besser damit umzugehen, aber eine romantische Beziehung konnte ich mir niemals vorstellen. Genau gesagt, hatte ich panische Angst davor.
Doch dann stolperte Max in mein Leben und bereits im letzten Jahresrückblick konntet ihr lesen, dass ich mich bei ihm für das schönste Weihnachtsgeschenk bedankt habe. Wer hätte da ahnen können, dass ich in Max die Liebe meines Lebens finden würde? Ich kann über viele Dinge, die mir passiert sind, bis heute nicht sprechen und teilweise gebe ich mir sogar selbst die Schuld, obwohl ich weiß, dass dies Unsinn ist. Mit Max habe ich gelernt, wie eine gesunde und liebevolle Beziehung aussieht, in der es keinen Platz für Manipulationen und Angst gibt, sondern nur für Verständnis und Liebe. Durch ihn habe ich gelernt, dass man keine Angst haben muss, vor sowohl körperlicher als auch geistiger Nähe. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine meiner größten Ängste jemals besiegen könnte, doch dieser wundervolle Mann hat es möglich gemacht und dafür danke ich ihm von ganzem Herzen.
Diese Beziehung hat mir die Kraft gegeben, noch wesentlich mehr zu ändern. Ich war mit meinem Schlafzimmer, meinem Arbeitsbereich und meinem Badezimmer seit Jahren unzufrieden. In meinem Zimmer waren so viele Dinge, die bei mir schlechte Erinnerungen auslösten; ich habe Ecken gemieden und konnte Sachen teilweise gar nicht anfassen, ohne Flashbacks zu bekommen. Dieses Problem anzupacken, war für mich eine utopische Aufgabe, der ich jahrelang nicht gewachsen war. Ich dachte, ich würde dabei zusammenbrechen und nie mehr aufstehen. Meine Eltern boten an, mir zu helfen, genauso wie Max und alle zusammen packten wir die schönen Sachen in Umzugskartons zur Verwahrung, räumten alle schlechten Sachen raus und verkauften, verschenkten oder entsorgten sie und machten alles bis in die kleinste Ecke sauber. Mein Badezimmer wurde komplett renoviert, sodass auch die Schimmelflecken weg sind und dank eines Lüfters keine neuen auftauchen können.
Schwer ist nicht das richtige Wort dafür, denn es war mehr als schwer. Ich hatte mehrere Panikanfälle, die mir das Gefühl gaben es nicht schaffen zu können. Doch dann waren da diese drei lieben Menschen, die mir halfen und mir zur Seite standen. Ich fühle mich in meinen vier Wänden so wohl wie noch nie, obwohl ich erst einmal lernen musste, mich wieder frei bewegen zu können. Jetzt sind überall gute Erinnerungen und ich habe sogar eine Pinnwand, an der so viele schöne Bilder auch von diesem Jahr hängen, so dass ich gerne daran vorbeigehe.
Ein innerer Frieden ist durch das Besiegen dieser beiden Ängste eingetreten und ich fühle mich zum ersten Mal, als wenn ich die beste Version von mir wäre - nirgendwo ist Chaos. Natürlich habe ich noch einen langen Weg vor mir.
Da mir die letzten beiden Jahre eine Geburtstagsfeier verwehrt geblieben ist, konnte ich dieses Jahr dies nachholen. Außerdem habe ich mir endlich ein Tattoo stechen lassen. Nun prangt das Wort Drachenblut auf meinem Unterarm, worauf ich sehr stolz bin. Der durchgespielt-Podcast startet momentan so richtig durch und in diesem Jahr hat sich unsere technische Ausrüstung sehr verbessert. Zudem habe ich sowohl auf der Gamescom als auch auf der Frankfurter Buchmesse wunderbare und ganz fantastische Menschen getroffen, die dieses Jahr sehr bereichert haben.
Viele Wünsche standen auf meiner imaginären Liste und einige sind davon dieses Jahr ebenfalls in Erfüllung gegangen - ich war in Großostheim, bin mit einem Riesenrad gefahren, habe Eis an einem See gegessen, ein Dirndl getragen, war im Dinopark, in dem ich gerne in meiner Kindheit war, mehrere Male in Frankfurt (also auch am Flughafen) und habe da sogar zum ersten Mal einen Starbucks besucht, war Bogenschießen auf der Mythodea, habe das One Race Human Festival unsicher gemacht, war in Köln in einem Katzencafé, bin japanisch Essen gegangen und war in Nürnberg auf dem Weihnachtsmarkt. Einiges scheint vielleicht für manche Leser gewöhnlich, aber wenn man über zwei Jahre davon nichts machen konnte, dann ist dies die Welt. Und nochmals möchte ich mich bei Max dafür bedanken, dass er bei all den schönen Erlebnissen an meiner Seite war. Danke an Max, der mir seine Familie vorstellte, die nun auch meine Familie ist. Ohne Witz, jedes Mittagessen mit meinen Schwiegereltern ist einfach fantastisch.
Wie man vielleicht aus diesen vielen Zeilen entnehmen kann, fühle ich mich angekommen - angekommen im Leben. Ich weiß nicht, wohin mich mein Weg führen wird, aber ich weiß wer auf diesem Weg an meiner Seite steht. Deswegen danke ich nicht nur den drei Menschen, die mir dieses Jahr so sehr geholfen haben, also Max und meinen Eltern, sondern auch meiner Familie und meinen Freunden und natürlich auch euch meine lieben Leser. Danke, dass ihr bis hierhin gelesen habt. Auf ein weiteres schönes Jahr mit hoffentlich genauso vielen schönen Erlebnissen wie in 2019.
Da war der Jahresrückblick eigentlich schon fertig geschrieben und dann übertrifft Max mit seinem diesjährigen Weihnachtsgeschenk sogar jenes, welches ich im letzten Rückblick erwähnt habe. Ich möchte mich bei ihm und allen Freunden und unserer Familie bedanken, die bei der schönen Aktion mitgemacht haben. Wenn ich daran denke, könnte ich erneut vor Freude weinen.
Hier noch meine krassesten Ohrwürmer des Jahres, die ich für mich entdeckt habe:
Tones and I - Dance Monkey
Ava Max - Sweet but Psycho
Billie Eilish - Bad Guy
Ed Sheeran - I Dont Care
Sarah Connor - Vincent
Lady Gaga & Bradley Cooper - Shallow
Imagine Dragons - Bad Liar
Alec Benjamin - Let me down slowly
Wincent Weiss - Kaum erwarten
Mark Ronson feat. Miley Cyrus - Nothing breaks like a heart
Freya Ridings - Castles
Dynoro & Gigi D’Agostino - In my Mind
Post Malone - Circles
Michael Schulte - Back to the Start
Lena - Thank You
Dermot Kennedy - Power over Me
Maroon5 - Memories
Matt Simmons - Open Up
Shawn Mendes & Camilla Cabelo - Senorita
Radwimps - スパークル
Imagine Dragons - Only
Ben Platt - Grow As We Go
Valerie Broussard - A Little Wicked
Creedence Clearwater Revival - Bad Moon Rising
Malukah - Jenny of Oldstones
The Pretty Reckless - Heaven Knows
Low Roar - Dont Be So Serious
Bring Me The Horizon - Ludens