Dem Spinnenwesen bloß nicht zu nah kommen |
Bei einem Adventure erwartet man als erstes schwierige Rätsel, die sich nur lösen lassen, wenn man verschiedene Gegenstände miteinander kombiniert - so aber nicht hier. Botanicula ist was Sprache angeht unglaublich still - eigentlich sogar stumm. Niemand wird je ein Wort sprechen. Warum? Warum sollte ein Baum und die Bewohner in unser normalen Menschensprache reden? Also hat dieses Spiel seine ganz eigene Sprache. Mit einem ruhigen Soundtrack, den der Spieler manchmal durch Aktionen selbst steuern kann, will uns das Spiel ermutigen zu erkunden. Wenn man an seine Kindheit zurückdenkt, in der man mit anderen Kindern zusammen durch den Wald gestreift ist, vielleicht sogar ein Versteck aus Ästen gebaut hat und jeden Stein umgedreht hat, weil etwas Spannendes darunter sein könnte. An dieses Gefühl appelliert das Spiel, geht dabei aber noch viel weiter.
Nicht nur die Äste geht es endlang - auch das Innere des Baumes wird erkundet und dabei offenbaren sich immer neue Lebewesen, die das ganze Ökosystems des Baumes ausmachen. Alles scheint miteinander zu harmonieren und seinen kleinen Beitrag zu leisten, wie ein Zahnrad in einem großen Getriebe. Die strahlenden, hellen Umgebungen weichen immer mehr den dunkleren Ebenen mit leuchtenden Lichtpunkten.
Doch da sind ja auch noch die Spinnenwesen, die sofort bei Erscheinen eine bedrückende Atmosphäre mit sich bringen. Die sonst so hellen und leuchtenden Bildschirme verlieren an ihrer Farbe und die Musik wird bedrohlich. Um die verschiedensten Umgebungsrätsel zu lösen, reicht manchmal der Entdeckersinn nicht aus und so muss man die Eigenschaften seiner Gruppenmitglieder nutzen. Da wo der Samen ohne Mühe hinfliegen kann, könnte der schwere Zapfen bereits vom Ast fallen. Bei einem Erfolg jubeln die kleinen Baumgeister erfreut auf.
Ein Murmeln von den Bewohnern des Baumes kann man vernehmen, ein Surren von Flügeln und das Arbeiten der Käfer, das Rauschen des Windes in den Blättern - alles zusammen ergibt die Melodie der Natur. Trotz der fehlenden Sprache bekommt man immer wieder kleine Tipps, wie man weiter verfahren kann. Ob nun in Bildern um entlaufende Hühner zu fangen oder mit Melodien um einen Schlüssel zu finden. Selbst wenn ein Rätsel vielleicht nicht gleich ersichtlich ist, so schafft man es nach einiger Zeit des Überlegens und des Herumklickens auf die Umgebung dann doch.
Wenn man meckern möchte, dann kann man die Länge des Spiels kritisieren, die bei ungefähr fünf Stunden liegt. Außerdem hätte die Interaktion der Gruppe von Baumbewohnern etwas mehr sein können. Die Gradlinigkeit wiederum schmälert nicht den Spielspaß, sondern ist in vielen Bereichen durchaus nützlich, da sie als Begrenzung gilt und man nicht alles von Vorne absuchen muss. Außerdem gibt es noch ein kleines Feature: Lebewesen, denen man auf seiner Reise begegnet, kann man auf handbemalten Karten im Inventar, als eine Art Lexikon einsehen.
Alles in allem ist Botanicula ein Spiel mit kleinen Helden, die große Taten vollbringen können in einem wunderschönen, kreativen Stil und der Botschaft, dass viele kleine Dinge ein Ganzes ergeben.