Freitag, 29. April 2016

Game Review: Stardew Valley

Genre: RPG, Farming-Simulator
Gespielte Plattform: Steam/Switch
Publisher: Chucklefish Ltd.
Developer: ConcernedApe
USK: Noch ausstehend
Release: 26. Februar 2016
Spielzeit: 50 - 150 Stunden

Der graue, triste Alltag übermannt einen und der langweilige Büroalltag zieht einen runter. Eigentlich kann man sich so gar nicht mehr freuen. Doch etwas daran ändern? Vielleicht sogar von der Stadt aufs Land ziehen? Wie gut, dass man von Opa einen Bauernhof geerbt hat. Also auf nach Stardew Valley! Angekommen in Pelican Town sieht es aber nicht ganz so gut aus. Überall liegt Gerümpel und das Unkraut wächst bis fast vor die Haustür. Da fällt es schwer zu lächeln, wenn der Bürgermeister sich persönlich vorstellt, der zufällig auch noch ein guter Freund unseres verstorbenen Großvaters ist. Naja, jetzt heißt es die Zähne zusammenzubeißen und ran an die Arbeit…

Der Anfang ist erst einmal schwer, denn wirklich eine Anleitung gibt es nicht zum Bauernhof dazu. Das erste Saatgut wird ausgebracht und mit der Gießkanne gegossen. Während die Ernte erst in ein paar Tagen eingeholt werden kann, erkundet man das kleine Dorf mit seinen unterschiedlichen Einwohnern. Irgendwie kommt mir das bekannt vor… ach, ja Harvest Moon! Bei Stardew Valley handelt es sich um einen Harvest Moon-Klon, welches an sich keine schlechte Sache ist, wenn man bedenkt, dass die wirklich wichtigen Harvest Moon-Titel nie auf dem Computer sondern nur auf Konsolen, meist vom Hause Nintendo erschienen sind. Dies gibt der Entwickler Eric Barone, besser bekannt als ConcernedApe, auch ganz offen zu, denn er ist ein großer Fan dieser Reihe. Eine Tatsache, die ich sehr beeindruckend fand, ist das der werte Herr Barone dieses Spiel allein entwickelt und gestaltet hat. Ihr habt richtig gehört - ein Ein-Mann-Team!

Von einigen Spielern wurde die Eintönigkeit des Gameplay kritisiert. Jeden Tag nach den Felder schauen, eventuell gießen, wenn man noch keine Sprenger hat und die Tiere versorgen, deren Erzeugnisse man weiterverarbeiten kann. Da ist man schon den halben Tag beschäftigt. Für den Rest bleibt bei einem Tag-Nacht-Rythmus von 13 - 14 Minuten kaum Zeit. Wenn man nämlich nicht um zwei Uhr nachts im Bett liegt, fällt unsere Spielfigur um und erwacht mit weniger Energie und vielleicht auch mit ein bisschen weniger Geld. Gerade am Anfang ist die Energie sehr knapp bemessen, die sich nach jedem Handschlag, ob nun mit Spitzhacke oder Gießkanne diese abnutzt. An sich verstehe ich die Kritik, aber seien wir mal ehrlich, was erwarten wir von einem Farm-Spiel? Wohl kaum, dass wir keine Tiere besitzen oder gar unsere Ernte verkommen lassen. Da muss jeder selbst entscheiden, ob dies etwas für ihn ist oder nicht. Allerdings hat Stardew Valley noch so viel mehr zu bieten!

Neben der Ernte, die natürlich auf die entsprechende Jahreszeit angepasst werden muss. Im Sommer wachsen schließlich andere Planzen, als im Herbst oder Frühling, während im Winter nur eine geringe Anzahl von Samen es überhaupt in die Erde schafft. Der Jahreszeitenwechsel bringt eine ganz andere Atmosphäre in das Spiel. Im Frühling können wir die Kirschblüten bewundern und im Herbst den Blättern beim Färben zuschauen. Natürlich kommen mit jedem neuen Abschnitt auch bestimmte Feste dazu, bei denen man mit den Einwohnern von Pelican Town interagieren und bei kleinen Minispielen Preise gewinnen kann, wie z.B. eine seltene Vogelscheuche.

Aller Anfang ist schwer...
Jeder Einwohner scheint eine andere Geschichte zu haben, die man aber erst erfährt, wenn man sich bemüht, sich mit dem entsprechenden Charakter anzufreunden. Heiraten und Kinder bekommen sind ebenfalls möglich. Doch die Herzen und damit die Sympathie zu steigern ist gar nicht so einfach. Die Anzahl, der Geschenke sind begrenzt und jeder Einwohner hat seine speziellen Vorlieben. Aber es lohnt sich! Einige Bewohner fangen an einem Rezepte zu schicken, die sehr wichtig sind für das eindrucksvolle Kochsystem, denn gute Gerichte stellen Gesundheit und Energie wieder her. Manchmal entpuppt sich hinter einem unsympathischen Charakter auch eine ganz andere Seite. Wenn man seine Augen und Ohren offen hält, kann man interessante Sachen erfahren, denn so einige Techtelmechtel gehen da vor sich im beschaulichen Dorfleben. Das Leben in Stardew Valley ist sehr geschäftig. Jeder Charakter hat seinen eigenen Tagesablauf.

Persönlich finde ich die Grafik, die eine Hommage an die Ära der 16-Bit-Spiele ist, wundervoll! (Sonst sehe mein Avatar der lieben Abigail ja auch nicht so ähnlich…) Mit was für einem Detailreichtum und Farbintensität dieser Stil arbeitet, ist immer wieder eine Freude zu sehen. Da steckt doch die Liebe in jedem Pixel. Genauso schlüssig ist der Soundtrack des Spiels. Bei jeder Situation begleitet er perfekt das Spielgeschehen und ist auf seine eigene Art sehr entspannend. Ich höre ihn in letzter Zeit häufig beim Arbeiten und wenn es auch nur das Schreiben dieser kleinen Rezension ist. Der Umfang der Musikstücke ist ebenfalls nicht zu verachten.

Die Geschichte kann jeder Spieler selbst bestimmen. Unterstützt man das Dorf und baut das Gemeindezentrum wieder auf oder wirft sein Geld den Kapitalisten vom Joja-Mart in den Hals? Entscheidet man sich für den Weg des Gemeindezentrums, begegnet man den Junimos, kleine Geister, die einem helfen, Dinge zu reparieren und wieder verfügbar zu machen. Natürlich kann man das im Joja-Mart auch, aber nur mit sehr viel Geld. Die kleinen Junimos wollen nur eines - Geschenke. Von Früchten, die übers Jahr wachsen bis hin zu Fischen oder sogar Rohstoffe und Erze. Dafür restaurieren sie das Zentrum und schalten nach und nach Dinge frei, wie z.B. ein Gewächshaus, den Steinbruch oder die Minenkarren. Sogar ein Minispiel im Arcade-Automaten im örtlichen Pub ist nach den Kleinen benannt. Minispiele gibt es viele zu entdecken. Allein das Angeln, welches sich am Anfang recht schwer gestaltet, ist ein Minispiel, bei dem man versuchen muss, den Fisch in einem grünen Balken zu halten. Fische richten sich nicht nur nach Orten, sondern wie alles andere in Stardew Valley auch, nach Jahreszeiten.

Wenn die Junimos den Bus repariert haben, kann man sogar in die Calico Wüste fahren, um neue Rohstoffe zu gewinnen, ins Casino zu gehen oder ein Abenteuer in einer neuen Mine suchen. Die Mine innerhalb von Stardew Valley hat nämlich nur 120 Stockwerke, die wohl jeder nach einem Jahr langsam mal, trotz Monstern, erkundet haben dürfte. Diese Minen bzw. Dungeons geben Stardew Valley eine ganz andere Komponente. Mit verschiedenen Waffen und Bomben versucht man sich einen Weg durch die Horden von Monstern zu bannen um an wertvolle Erze und Rohstoffe zu gelangen. Schließlich muss man ja auch noch seine Werkzeuge verbessern, den Bauernhof ausbauen und dem Museum Artefakte spenden.

Über die Jahre lernt man so einiges, steigert seine Fähigkeiten, entdeckt Geheimnisse rund um Schlüssel und einen langen Krieg, plant den Tag sinnvoll, richtet sein Haus hübsch ein, kümmert sich um sein Haustier (Hund oder Katze), füttert die anderen Farmtiere, reitet auf einem Pferd, pflanzt die verschiedensten Sachen an und verarbeitet sie zu Marmelade oder Wein und verkauft seine Erzeugnisse, freut sich über einen Zug, entspannt im Gemeinschaftsbad, nutzt Totems zu seinem Vorteil, und so weiter. Ihr sehr, langweilig wird es einem nicht. Achievements gibt es genügend und am Anfang des dritten Jahres wird man von wem ganz Besonderen beurteilt…


Fazit

Ein herausragendes Spiel, mit Liebe in jedem Pixel, welches seine Magie erst nach vielen Mühen preisgibt.