Freitag, 3. Juni 2016

Game Review: Final Fantasy 10

Genre: JRPG
Gespielte Plattform: Playstation 3
Publisher: Square Enix
Developer: Square Enix
USK: Freigegeben ab 12 Jahren
Release: 24. Mai 2002
Spielzeit: 50 - 140 Stunden

Zwei Welten zwischen denen über 1000 Jahre liegen, aber auf eine Art miteinander verbunden sind. Tidus, ein berühmter Blitzballspieler aus Zanarkand wird bei einem Angriff von einem riesigen Monster namens SIN in die Welt von Spira transportiert. Dort angekommen sieht er sich mit einer komplett anderen Kultur und der Tatsache konfrontiert, dass seine Heimat vor 1000 Jahren von SIN zerstört wurde. Gemeinsam mit dem Medium Yuna macht er sich auf den Weg SIN zu zerstören und damit die Zeit der Stille hervorzurufen. Doch auf ihrem Weg begegnen sie nicht nur Freunden, sondern müssen viele Hindernisse überwinden...

Ich muss zugeben, dass mir das Spiel am Anfang gar nicht zusagte. Die Welt erschloss sich mir nicht und die Charaktere begegneten mir eher unsympathisch. Aber durch das viele Lob diesen Teil betreffend, beschloss ich dem Spiel eine Chance zu geben. Ist ja schon öfters vorgekommen, dass mich der erste Eindruck getäuscht hat. Übrigens hat dieses Spiel keine japanische Synchro in der normalen Fassung und man muss mit der englischen Sprache vorlieb nehmen. Für mich persönlich, da ich japanische Spiele immer in ihrer eigentlichen Sprache hören möchte, ist dies ein Minuspunkt. Besonders wenn man die deutschen Untertitel betrachtet, die oft überhaupt nicht mit der gesprochenen, englischen Fassung übereinstimmen.

In der Unterkunft

Monster sind schön designt und einige konnte ich aus vorherigen Teilen wiederkennen, wie zum Beispiel die Puddingmonster, Kaktoren oder die Bomben. Trotzdem waren mir die zufälligen Monsterkämpfe irgendwann extrem lästig. Um ein bisschen zu "leveln" bzw. zu grinden ist das noch ganz nett, aber ansonsten stört es dermaßen den Spielfluss, dass man schnell dir Nerven verlieren kann. Später gibt es die Möglichkeit entweder Rüstungen und Waffen mit der Eigenschaft zu erhalten, dass diese die Random Encounter verhindern oder man stellt sie selbst mit reinem Salz her. Besser spät als nie - dennoch irgendwie unbefriedigend. Nicht mal ein Schritt vor den anderen setzten zu können, ohne sofort einen Kampf auszulösen, bei dem man sowieso die Monster mit einem Schlag weghaut, ist eine starke Geduldsprobe. Bei Bosskämpfen wiederum dauern die Kämpfe sehr lange. Ich bin da ja ein großer Fan von, wenn man mindestens 10 Minuten, wenn nicht sogar über eine halbe Stunde, sich mit einem Boss beschäftigen muss. Die Spannung die dabei entsteht und durch das Aufbegehren des Feindes nur noch zunimmt - einfach sagenhaft! Das Kampfsystem ist an sich nicht schwer. Drei Gruppenmitglieder stehen im Kampf, während man die Personen auch austauschen kann. Im Sinne des Conditional-Turn-based-Battle-System (CTB) sieht man oben die Reihenfolge der Angriffe, sowohl von der Party als auch den Gegnern. Bestimmte Monster wie die Fliegen von SIN zeigen stärkere Attacken durch ein Glühen in den Flügeln an. Durch Statusveränderungen wie Hast kann die Reihenfolge maßgeblich geändert werden. Die Charaktere sind an sich ihren Klassen zugewiesen, die aber selbstverständlich passen wie angegossen. Wenn man es jedoch ganz genau nimmt, gibt es keine Klassen und Level. Nun fragt man sich allerdings, wie baut man denn dann Fähigkeiten auf? Dies funktioniert über das Sphärobrett, in dem im Kampf verdiente Sphäroiden in das Netz mit 741 Feldern aus Fähigkeiten eingesetzt werden können, um diese freizuschalten. Dabei ist man nicht beschränkt mit einem Charakter in seinem Anfangsgebiet zu bleiben, sondern man kann seine Wege frei wählen und so z.B. Yuna Schwarzmagie beibringen.

Sehr eindrucksvoller Bosskampf

Alt bekannte Elemente lassen sich wieder erkennen - Heilzauber auf Untote, Wasser gegen Feuer, Echokraut gegen den Status Stumm, Phönixfedern, etc.. Besonders eindrucksvoll sind Yunas Beschwörungen, die das ganze Kampffeld einnehmen. Bei den Beschwörungen handelt es sich ebenfalls wieder um Altbekanntes, wie Bahamut, Ifrit und Co. Wenn Charaktere im Kampf Schaden nehmen, füllt sich die gelbe Anzeige unter der Anzeige der HP und MP eines Namen. Färbt sich diese Orange, ist es möglich eine Ekstase auszulösen, die einen starken Angriff beinhaltet. Zu meiner Schade habe ich oft die Ekstase-Anzeige mit der Anzahl der HP verwechselt. Im Menü kann man unterschiedliche Ekstase-Typen zuweisen, die Einfluss darauf haben, wie die Leiste sich füllt, ob nun durch erlittenen oder zugefügten Schaden. Neue Angriffe und Fähigkeiten werden ebenfalls im Laufe der Geschichte gelernt. Der Punkt Rüstung ist in einem Item zusammengefasst und bei jedem Charakter unterschiedlich. Yuna trägt nur Ringe als Rüstungsitem, während Tidus Schilde benutzt. Bei Waffen verhält es sich ähnlich. Wakka versucht den Monstern mit seinem Blitzball beizukommen, Lulu hat eine Beschwörerpuppe auf dem Arm (meist ein Morgy) und Auron kämpft mit einem Schwert. Ultimative Waffen können selbstverständlich auch ergattert werden - wobei das Erreichen dieser Waffen zeitaufwendig ist. Dafür erhält man allerdings auch Waffen wie Masamune oder Lord Zwiebel, der eine kleine Anspielung auf den Zwiebelritter darstellt. 200 Mal einem Blitz ausweichen, Blitzballweltmeister zu werden, Monsterfarm, das Chocobo-Rennen gewinnen und dann auch noch Schmetterlinge fangen - 100% ist schwer und mühselig, aber möglich. Zumal man irgendwann den Punkt erreicht, bei dem kein Kampf mehr schwer ist und sowohl die schwarzen Bestia, als auch die Omega-Ruinen einfach mit links gemeistert werden können.

Anima gegen Anima

Ein sehr schöner Aspekt ist, dass das Spiel Fragen aufwirft, die wahrscheinlich immer aktuell sein werden, auch in unser Welt. Darf man einen Menschen opfern, um die Welt zu retten? Darf man so viel einsetzten, selbst wenn der Frieden nicht endgültig ist? Wie weit darf Religion eingreifen? Wie weit gehen Vorurteile und der Hass auf andere Völker? Sollte man Richtlinien einfach hinnehmen und nicht hinterfragen?

Yuna

Nicht bahnbrechend aber dennoch ganz hübsch ist die Geschichte von Final Fantasy 10. Ab und zu ereignen sich interessante Wendungen, die allerdings einem aufmerksamen Spieler kaum zu überraschen wagen. An sich ist alles etwas vorhersehbar, sobald man einige Informationen aufgetischt bekommt. Dies tut der Atmosphäre jedoch keinen Abbruch. Das meiste wird von den Charakteren selbst getragen. Wie es sich auch durch andere Final Fantasy Ableger zieht, wurden auch hier die Charaktere wieder nach Dingen im Himmel benannt. Yuna bedeutet im japanischen Dialekt, der in Okinawa gesprochen wird, Nacht, während Tidus die Sonne als Namen verpasst bekommen hat. Am Anfang waren mir eigentlich alle Personen relativ unsympathisch, welches sich beim Voranschreiten im Spiel jedoch änderte. Am Anfang werden die Motive eines Charakters mal so gar nicht erklärt und die Ausrede Tidus würde die Welt nicht verstehen, weil er zu viel Gift abbekommen hat, ist irgendwann nur noch nervig. Nicht nur, dass man durch Cutszenes die Hintergrundgeschichte der Protagonisten erfährt, eine Entwicklung ist bei jedem zu sehen. Eine solche Charakterentwicklung und eventuell auch Tiefe lässt sich in wenigen Spielen finden. Man hat immer das Gefühl, etwas würde vor einem Verschwiegen werden und die Beziehungen der Gruppenmitglieder untereinander werden mit der Zeit klarer. Selbst unsympathische Personen haben ihren wichtigen Hintergrund, obwohl man z.B. Donna gerne auf den Mond schießen würde. Einiges bleibt mir zwar immer noch schleierhaft, aber mit der Zeit gewinnt man tatsächlich die Protagonisten lieb. Emotionen werden zwar aufgebaut, treiben es jedoch oft so auf die Spitze, dass sie in Kitsch und Unglaubwürdigkeit untergehen. Schade - hätte man besser machen können. Der Vaterkomplex von Tidus wird nur angerissen und dann wieder fallen gelassen. Die Liebesgeschichte zwischen Yuna und Tidus ist mir persönlich nicht nur, wie ich es gerade beschrieb, sondern auch zu wenig beleuchtet. Zwar begrüße ich Tidus Entwicklung von einem eingebildeten Blödmann zu einem beschützenden Hitzkopf, allerdings wirkt dies durch die massive Geschwindigkeit dieser Verwandlung und den fehlenden Hintergrund ziemlich oberflächlich. Auch der entscheidenden Endpunkt im Spiel beim Kampf gegen SIN ließ bei mir nur kurzfristig Emotionen aufblitzen, die durch grauenhafte Animationen und Clipping-Fehler. Ich kann noch damit leben, wenn sich ein Charakter im Gespräch plötzlich umdreht, obwohl dies scheinbar nicht beabsichtigt ist, aber eine feststeckende Nase im Boden hat mich bei diesem traurigen Moment zum Lachen gebracht. Das Ende an sich fand ich in Ordnung und habe es sehr begrüßt, dass es noch einen Trailer mit dem Namen Eternal Calm in der HD Remastered Version gleich dazu geliefert wurde. Der Trailer ist nicht nur ein Bindeglied zwischen X und X-2 und baut dementsprechend Hoffnung auf, sondern ist auch cineastisch wunderbar in Szene gesetzt.

Ritt auf einem Chocobo

Die Umgebung ist wunderschön und sehr abwechslungsreich gestaltet. Info am Rand: Im Spiel wurden keine vorgerenderten Hintergründe benutzt, sondern eine 3D- Umgebung geschaffen. Eine Tatsache, die mich allerdings ein bisschen gestört hat, ist das das ganze Spiel ziemlich gradlinig und gescriptet ist. Dadurch sind allerdings auch wunderbar inszenierte Momente möglich. Vielleicht bin ich von der offenen Welt der ersten Final Fantasy Teile sehr verwöhnt worden, aber hier ist es erst am Ende möglich, mit dem Luftschiff vergangene Orte zu bereisen. Auf der Reise ergeben sich allerdings schöne Momente und wunderbare Orte, die zum Verweilen und Bestaunen einladen. Für Rätselfreunde sind die Tempel, in denen man die Beschwörungen erhält, ein besondere Leckerbissen. Mit kleinen Rätseln, bei denen man leuchtende Kugeln in Vertiefungen einsetzt und somit neue Wege freischaltet, bahnt man sich seinen Weg zur Hauptkammer. Zwar nur eine Kleinigkeit, aber die Rätsel können es schon in sich haben und verbreiten eine kleine Prise von The Legend of Zelda. Das Volk der Al-Bhed, welche man erst versteht, wenn man die auf der Welt zerstreuten Lexika findet, tragen mit ihren kleinen Dialogen zur Atmosphäre bei. Die Al-Bhed Bücher können auch noch nachträglich eingesammelt werden. Relativ am Ende kann man, wie oben bereits erwähnt, nämlich mit dem Luftschiff die Welt bereisen. Dabei blickt man auf eine ganz hübsche Oberweltkarte, in der sogar Koordinaten ermittelt werden können um verstecke Orte oder Schatztruhen zu finden. Bei Luftschiffen denkt man automatisch an eine Person - Cid. Leider wirkt er in diesem Teil relativ oberflächlich, wenn nicht sogar gesichtslos. Ansonsten gefällt mir das Charakterdesign ganz gut. Vor allem Yunas Augenfarben haben es mir angetan. Eine Sache, die ich jedoch extrem komisch fand, ist das ein wunderhübsch aussehendes Gebiet voll von Monstern ist, während aber eigentlich alles voll von Menschen ist bzw. sogar Kinder spielen. Sehr unglaubwürdig und eine Minderung der Atmosphäre. Vielleicht ist dies auch nur ein weiterer Kontrast, wie es so häufig im Spiel der Fall ist. Gerade am Anfang, wenn man von den tristen, grauen Ruinen von Zanarkand ins farbenfrohe Besaid kommt und zum ersten Mal das klare Wasser und die grünen Palmen sieht, ist man sprachlos. Zu diesem idyllischen Ort steht wiederum die futuristische Stadt im Kontrast. Auch ein Kontrast, jedoch wahrscheinlich nicht gewollt, ist dass der Grafikstil sich in der Cutszene zu Suteki da ne entscheidend ändert. Von einem Augenblick auf den anderen sind Tidus Haare einfach mal anders und allgemein fragt man sich, ob dieser harte Schnitt beabsichtigt war.

Eine lange Reise aber nun auch mit Schnu

Kommen wir noch zu einem schwierigen Punkt: Blitzball! An sich war ich unglaublich beeindruckt, als ich sehen konnte, wie das Wasser in die Sphäre eingefüllt wird um eine blasenförmiges Spielfeld zu generieren, aber die Steuerung… Versteht mich nicht falsch, ich finde es super, dass Blitzball eingebaut würde, aber die KI des eigenen Teams ist selten dämlich. Wenn man einen Spieler gerade übers Spielfeld lenkt, drehen sich die anderen wie verrückt im Kreis und hören damit höchstens auf, wenn man zur Verteidigung aufruft, was dann meist schon zu spät ist. Das ganze Turnier zu gewinnen um Wakkas ultimative Waffe zu bekommen, wird damit zu einer der härtesten Geduldsproben des Spiels.

Ist es nicht wunderbar?

Ich glaube, ich habe noch nie in eine Review zu einem Final Fantasy Teil den Soundtrack erwähnt, oder? Gerade der zehnte Teil ist ein Musterbeispiel für einen soliden und atmosphärischen Soundtrack. Ob nun nur im Hintergrund unterstützend oder sogar von Charakteren gesungen, können sie einem eine positive Gänsehaut zaubern. Obwohl hier nicht nur der Meister Nobuo Uematsu selbst beteiligt war, sondern auch Masashi Hamauzu und Junya Nakano.

Fazit

Ein nettes, solides Spiel mit unglaublich guten Charakteren, die die Story komplett tragen, mit etwas Kitsch. Allerdings auch ein Spiel, welches manchmal mehr gekonnt hätte. Eigentlich nur 3 Herzen, im Final Fantasy Monat aber mal ausnahmsweise 4.