Montag beim Blutabnehmen lief wieder alles wie am Schnürchen. Ich bekam sogar Drinks, die eine Mahlzeit ersetzen, wenn ich wieder nach der Chemo nichts essen kann. Bin zwar der Meinung, dass mir ein paar Kilo weniger gut zur Gesicht stehen würden, aber so darf ich in dieser Zeit einfach nicht denken bzw. kann es mir nicht leisten an Kraft einzubüßen. Ich schaffte es sogar diese Woche zu malen, wenn auch unter erschwerten Bedingungen, da mein Kater es liebt Pinseln hinterher zu jagen. Beim Sailor Moon schauen, beruhigte er sich dann aber wieder. In weiser Voraussicht bestellte ich mir bei Amazon vier Bücher, weil ich ab Donnerstag Bildschirme wieder ziemlich doof finden würde. Ein paar Sachen aus Japan waren auch noch dabei, welche als Belohnung erst nach der Chemo in meinen Briefkasten flattern werden. Belohnungen sind wichtig, meint meine Ärztin und ich denke sie liegt damit richtig. Meine neuen Perücken kamen ebenfalls noch am Anfang der Woche an. Neben grün besitze ich nun auch pastellblau, dunkelblau und rosa. Zwar sind diese farbigen Perücken auffälliger, aber irgendwie fühle ich mich mit ihnen wohler.
Am Mittwoch probierte ich auch sogleich die pastellblaue Perücke aus, in dem ich sie zu einem Waldspaziergang mit meiner Mama trug. Wir wurden zwar ein bisschen von Ameisen heimgesucht, was bei mitgebrachten, frischen Erdbeeren wohl kein Wunder war, aber ansonsten war der Ausflug einfach klasse. Am Abend lackierte ich mir die Nägel - dunkelblau mit Blümchen auf dem Mittelfinger, damit der Krebs genau weiß, welchen Finger ich ihm zeige.
Und dann kommt der Donnerstag mit der vierten Chemo…
Ich lass mich nicht unterkriegen, schminke mich, ziehe ein schwarzen Trägerkleid an und meine rosa Perücke auf. Ich sehe ein bisschen aus wie Luka Megurine und werde von meiner lieben Onkologin sogar als ihr Mangamädchen bezeichnet und in den Arm genommen - so eine Herzlichkeit!
Eine Mitpatientin aus dem Makeup-Kurs schaut auch noch um die Ecke, als ich angestöpselt da liege. Wollte nur kurz Hallo sagen - Kleinigkeiten, die doch so viel ausmachen! Zur Chemo bekomme ich zwar zusätzlich ein Medikament gegen die Übelkeit, doch am Abend geht es mir schlecht. Ich nehme Ondansetron und Vomex, schalte den Final Fantasy 15 Soundtrack an und schlafe ein - der Rest des Tages muss ohne mich auskommen.
Durchgeschwitzt, aber doch irgendwie erholt wache ich auf. Ich finde sogar die Kraft zu duschen. An diesem Tage kommt auch die Idee mit dem oldschool Blogpost einfach auf ein Blatt Papier zu schreiben. Mein Kater entpuppt sich als Krankenschwester - er schmeißt meine Wasserflasche um, wenn ich nicht genug trinke, steht Wache bei jedem meiner Schritte und schnurrt auf meinem Bauch, wenn mir schlecht ist. Bei so einer Verpflegung geht es einem schon viel besser. Ich habe mir vorgenommen keine Medikamente mehr gegen die Übelkeit zu nehmen, damit ich dann vielleicht schneller wieder auf dem Damm bin. Mal schauen wie das klappt. Ich habe ja meine kleine, schnurrende Geheimwaffe. :)
In der Küche zu sitzen, Salat zu schnippeln und sich zu unterhalten - das tut unglaublich gut. So einfache Banalitäten bedeutet die Welt, während einer Chemo. Nebenwirkungen lassen sich aber leider nicht weglachen. Ich versuche mich durch das Schreiben von kleinen Rezensionen abzulenken. Nun habe ich schon fast alle Ghibli-Filme kurz rezensiert. Da werde ich eine Menge abzuschreiben haben. Während ich das denke, schiebt sich ein pelziger Popo auf meinen Schreibblock und kaut an meinem Stift… Schluss für diese Woche. Gehabt euch wohl!