Charaktere sind die Essenz dieses Fantasy-Epos. Sowohl in den Büchern, als auch in den Videospielen sind Geralt, Triss, Yennefer, Rittersporn und Ciri sympathisch, haben aber Ecken und Kanten. Am Anfang kann man vielleicht ihre Motive und Gedanken nicht sofort nachvollziehen, aber am Ende kann man diese menschlichen Bedürfnisse zumindest verstehen. Die Filmemacher wiederum trauen dem Zuschauer diese Geduld und Weitsicht wohl nicht zu, denn jede Person spricht sofort über seine Motive des Handelns. Epische Situationen wirken lächerlich und Dialoge ergeben keinen Sinn.
In Geschichten, die von Fans geschrieben werden, wird die Charakterdarstellung, die in diesem Film praktiziert wurde, als Out-Of-Character beschrieben. Zwar warnen in den anderen Medien viele Kontrahenten Geralt und meinen, dass ihm seine Arroganz zum Verhängnis wird, allerdings ist Geralt in keiner Weise arrogant oder eitel. Eher im Gegenteil. Unser Herr Hexer hat starke Selbstzweifel und obwohl er sich nicht einmischen will, handelt er meist gutmütig. Film-Geralt ist prollig und sieht sich selbst höchstens in seiner Unbesiegbarkeit ähnlich. Mit Geralts weißer Behaarung haben es die Producer wohl nicht sehr ernst genommen. Zwar fallen dem Hexer weiße Haare auf die Schultern, seine Gesichtsbehaarung ist aber dunkelbraun. Wenigstens ist Plötze dunkelbraun und kein Rappe.
Bei den anderen Charakteren scheinen wir gleichermaßen kein Glück zu haben. Yennefer trägt Rot und nicht schwarz-weiße Kleidung und scheint allgemein etwas von ihrer Erscheinung verloren zu haben. Die freche, hochmütige Yen ist kaum aufzufinden. Hätte sie sich mal vom Film-Geralt eine Scheibe abschneiden sollen. Triss fehlt gänzlich, genauso wie oft Geralts zweites Schwert. Kostüme gehen ansonsten in Ordnung, sind aber nicht besonders überragend.
Einzig und allein Rittersporn, der in der deutschen Synchronisation trotzdem seinen polnischen Namen trägt, scheint genau er selbst zu sein. Immer die Schönheit suchend mit einem Lied auf den Lippen, selbstredend keiner Frau einen Wunsch abschlagend, faul und schlafend auf einem Pferd. Halt so wie man ihn kennt und lieb gewonnen hat. Vielleicht hätte man ihn den Film als Erzählerstimme begleiten lassen sollen. Selbst bei seinen Ausschweifungen und Ausschmückungen wäre er näher an der Wahrheit gewesen, als es der Film je war. Nach anderen Figuren braucht nicht gesucht zu werden. Nenneke, Vesemir und der Zwerg Yarpen Zigrin tauchen ein paar Momente auf - ansonsten keiner.
Kleinlich kann natürlich jeder Leser die mickrigste Änderung in den Schmutz ziehen um dann wieder großmütig zu sagen "Das Buch war aber besser!". Wenn ich die Hauptpersonen nur durch ihr mehr schlecht als rechtes Äußeres erkenne, während sie mir ansonsten fremd erscheinen, ist das die eine Sache. Wichtige Teile der Geschichte zu ändern, obwohl dazu kein Grund besteht und die Story dadurch maßgeblich verfälscht und unlogisch wird, da werde ich ein bisschen unwirsch.
Ciri, die ein Kind nach dem Gesetz der Überraschung ist und ihr Schicksal mit dem von Geralt und Yennefer eng verbunden ist, erhält schlichtweg ihre Ausbildung zur Hexerin nicht. Geralt muss sogar fragen, wer dieses Mädchen denn ist. Eine große Peinlichkeit. Diese Beschneidung der Geschichte, die Ciri ihre größten Stärken gibt, nehme ich den Filmmachern wirklich übel. Yen trifft Ciri gar nicht und die Beziehung zu Geralt wird nur in einer kleinen Szene kurz angerissen. Natürlich geht der Film nur zwei Stunden, somit ist die Zeit der Charakterentwicklung begrenzter als in Buch/Game. Die Freundschaft zwischen Rittersporn und Geralt wird dafür sehr eindrucksvoll beleuchtet, während alles andere links liegen gelassen wird. Nicht nachzuvollziehen.
Einige meiner liebsten Szenen im Buch, bei denen mir die Tränen nur so die Wangen hinunterliefen, sind schlichtweg nicht mehr vorhanden. Entweder weil die Gegebenheiten anders sind, oder weil man sie rausgeschnitten hat. Zum Glück hat man meine Lieblingsszene, wenn auch in der falschen Reihenfolge dann doch noch gezeigt.
Die Vorgeschichte zu Pavetta, Duni und Calanthe bzw. die Geburt Ciris hat sich angeboten, um sie in den Film einzubauen. Warum anschließend in den Büchern nur so herumgesprungen wird, bleibt weiterhin schleierhaft. Hier eine Kurzgeschichte aus dem ersten Buch von Herrn Sapkowski, dann eine Szene hiervon, Sprung zurück. Dabei ist dies aber alles eine zusammenhängende Geschichte ohne Zeitsprünge im Film. Ob die Macher des Films dachten, sie setzten einfach mal ihre liebsten Szenen aneinander um daraus etwas Neues zu basteln, ist absoluter Blödsinn.
Ein Hexer soll im Dunkeln unbesiegbar für Menschen sein, dass er jedoch gänzlich verschwindet, ist mir neu. Geralts Herkunft wird im Film, ohne jetzt die Bücher zu spoilern, rapide umgeformt.
Zeichen, Zauber - Kräuter statt Tränke, Tod einer wichtigen Figur, eine Königin an einem falschen Platz, vom Krieg und dem Hass zwischen Anderlingen und den Dhoine ist kaum was zu sehen - ein Wiederspruch jagt den Nächsten. Wenigstens gibt es nackte Haut, den Büchern getreu zu sehen. Monster sind Monster oder intelligente Kreaturen, dabei wird der Einfluss der Spärenkonjuktion vollkommen außer Acht gelassen.
Kampfszenen wechseln zwischen lächerlichem Rumgestochere und billigen Effekten. Vom berühmten Tanz, den Hexer mit dem Schwert vollführen können, sieht man in diesem Film nicht die Spur. Special Effects sind ein Thema für sich, wenn man sich diesen Film anschaut. Während am Anfang die Kräuterprobe durch ein grünes Leuchten im Körper des Jungen gut in Szene gesetzt wurde, versagen die Effekte den Rest des Films auf ganzer Linie. Höhepunkt dabei ist die Gestaltung der Wesen, ob nun Kikimora oder Drachen. Da kann Rittersporn mit seiner Aussage, dass der Drache eine erhabene Schönheit besitzt, bei den Zuschauern für einige Lacher sorgen. Besondere Aufmerksamkeit sollte man der Inszenierung von Pavettas Kräften schenken - da ist ein WTF-Moment vorprogrammiert. Klar, der Film hatte kein Budget, aber da war Sharknado bei den Trash-Filmen hochwertiger, als diese miserablen Effekte. Dann hätte man sie lieber weglassen sollen.
Wollen wir über die einzigen positiven Aspekte sprechen, die leider den Film nicht retten konnten. Zum einen sind die Landschaftsaufnahmen wunderschön und man fühlt sich fast, als würde man wie ihm Spiel mit Plötze durch die Landschaft reiten. Zum anderen wäre da der unglaubliche, atmosphärische Soundtrack, der wie Rittersporn in der polnischen Sprache daherkommt. Eine willkommene Abwechslung zur sonstigen Peinlichkeit des Films. Soundeffekte lassen sonst zu Wünschen übrig, besonders bei knarzenden Türen.
Fazit
Alles in Allem ein lächerlicher, liebloser Film mit krassen Schnitten und Änderungen in der Geschichte, die ich so nicht tolerieren kann und möchte.
Quellenangabe: Blogpost Icon - offizielles Filmposter von Wiedzmin 2001