Montag, 22. Mai 2017

Book Review: Geralt-Saga von A. Sapkowski

The Witcher ist spätestens nach dem epischem dritten Teil jedem Gamer ein Begriff und die Serie erfreut sich immer noch höchster Beliebtheit. Das diese wundervolle Welt ihren Ursprung in neun fantastischen Büchern hat, ist dann vielleicht bekannt, manch einer wird allerdings davon abgeschreckt. Gespielt - ja klar. Gelesen - nein. Nun möchte ich endlich eine Lanze für diese Bücher brechen. Wenn ihr sowieso der Fantasy-Literatur zugeneigt seit, muss ich euch wahrscheinlich gar nicht überzeugen, aber auch für die Nur-Spieler lohnt es sich die Bücher in die Hand zu nehmen. Die Geschichte des Hexers Geralt von Riva beginnt nämlich nicht nach einem Gedächtnisverlust in Kaer Morhen, sondern fußt schon meilenweit früher in eine Welt, die jedoch auch schon damals vom Krieg erschüttert wird. Vielmehr ist es auch nicht allein die Geschichte von Geralt, sondern von seiner Familie bestehend aus Yennefer und Ciri und die Gegebenheiten, wie sie die Vorhersehung immer wieder zusammen und auseinander gebracht hat…

Neun Bücher gibt es insgesamt - aber lasst euch nicht von dem Umfang abschrecken. Zwei Kurzgeschichtenbände, ein Band mit älteren Erzählungen und ein Einzelroman später sind es nur noch fünf Bücher für die Hauptgeschichte. Ich kann jedoch jedem Leser empfehlen, sich erst einmal die Kurzgeschichtenbände “Das Schwert der Vorsehung“ und “Der letzte Wunsch“ anzuschauen. So kommt man nicht nur besser in die Saga hinein, sondern sie ähneln auch von der Erzählweise einer Quest in den Spielen. Auch der Einzelroman “Zeit des Sturms“ fällt in diese Kategorie, wenn auch hier die Geschichte eine zusammenhängende, sprich längere “Quest“ ist.

Das Buch “Etwas endet, etwas beginnt“ soll laut Autor in keinem Zusammenhang mit der Geralt-Saga stehen, wenn auch einige Erzählungen von ebendiesem handeln. Diese Geschichte war übrigens als Hochzeitsgeschenk des Autors an ein befreundetes Paar gedacht. Wenn man es lesen möchte, würde ich es empfehlen als letztes zu lesen.

Der Kern der Geralt-Saga besteht also in dieser Reihenfolge aus “Das Erbe der Elfen“, “Die Zeit der Verachtung“, “Feuertaufe“, “Der Schwalbenturm“ und “Die Dame vom See“. Nachdem die Verwirrung entwirrt ist, hat nun also keiner mehr eine Ausrede, dass er nicht weiß wo er anfangen soll. Wie ich bereits oben schrieb, ist die Geschichte, nicht die von Geralt allein, sondern beginnt damit, wie das Schicksal im ein Kind der Vorhersehung schenkt. Ciri, die wir aus dem dritten Spiel bereits kennen, ist in den Büchern noch ein Kind und wird erst nach und nach zu der jungen Dame, die wir im Spiel bewundern dürfen. Auch Geralts ewige Liebe Yennefer ist mit von der Partie und unzählige Figuren, die in den Spielen bereits alte Freunde für unseren Hexer sind, begegnen wir hier zum ersten Mal.

Kommen wir also zum Schreib- und Erzählstil. Im Ganzen möchte ich behaupten, dass die Geralt-Saga es durchaus mit einem Fantasy-Epos, wie Herr der Ringe oder auch Das Lied von Eis und Feuer aufnehmen kann. Fantasievoll und genauso grausam ist die Welt unseres Hexers, da unterscheidet es sich nicht von den Spielen. Es herrscht Krieg, da sind Plünderungen und Mord an der Tagesordnung - Gerechtigkeit wird nicht gerade groß geschrieben. Erbarmungslos werden die Protagonisten immer wieder durch Hochs und Tiefs gejagt. Das Blatt kann sich jederzeit wenden. Oft werden verschiedene Handlungsstränge aufgenommen, dies kann schon einmal bis zu fünf verschiedene Handlungsorte umfassen, welches aber irgendwie nie zu viel wird.

Manchmal verliert sich der Autor jedoch so dermaßen in Kleinigkeiten, dass man bei den seitenlangen Umschreibungen bezüglich der unterschiedlichen Flaggen/Wappen der jeweiligen Fraktionen und Länder sich an Sheldon Copper’s Spaß mit Flaggen erinnert fühlt. Das muss aber wohl jeder selbst für sich entscheiden.

Gefühle kommen beim Lesen alle mal auf - vor Spannung schon fast die Seiten zerreißen oder vor Rührung oder Erleichterung die Tränen wegdrücken. Jede noch so kleine Figur wirkt authentisch. Genauso authentisch wirken die Konflikte, die auch in unser heutigen Gesellschaft nicht aktueller sein könnten. Rassismus, Sexismus oder politische Debatten sind an der Tagesordnung, auch wenn Geralt sich gerne raus halten möchte.

Übrigens sind alle Bücher als Hörbuch verfügbar. Vielen Dank an Ennimonsaurus für diese Info! 

Fazit

Ein atmosphärisch dichter, düsterer Fantasy-Epos mit fantastischen Figuren, der die Grundlage zu den heißgeliebten Spielen setzt. Unbedingt lesen!