Montag, 23. Januar 2017

Movie Review: Assassins Creed

Assassins Creed - eine der erfolgreichsten Videospielreihen der Firma Ubisoft, welche definitiv auch zu meinen Lieblingen zählt, nun als Film. Manch einer mag nun wieder schreien, wie schlecht doch immer Spielverfilmungen sind und ich kann die aufkommende Angst durchaus verstehen, wenn wir zurückdenken an den Warcraft Film, der leider mit dem Tiefgang der Charaktere sparte. Aber schauen wir uns das erst einmal an. Zum Tode verurteilt wartet Callum Lynch auf die Vollstreckung seiner Strafe. Zum Schein wird er schließlich auch umgebracht, landet aber in Wirklichkeit bei Abstergo Industries, welches jedem Freund der Spiele ein Begriff sein sollte. Abstergo, also die Templer der heutigen Zeit, versuchen mithilfe einer Maschine, genannt Animus wichtige Informationen aus Callum herauszuholen, in dem sie ihn die Erinnerungen seines Vorfahren Aguilar de Nerha, welcher in der Zeit der spanischen Inquisition lebte, durchmachen zu lassen. Callum möchte mit den Assassinen nicht zu tun haben und wird von schlimmen Halluzinationen durch die Benutzung des Animus geplagt. Kann er die Informationen beschaffen oder verweigert er sich? Für welche Seite wird er sich entscheiden in einem Krieg, der schon Jahrhunderte tobt?

Kann ein Film eigentlich gleichzeitig zu schnell erzählt werden und trotzdem langatmig sein? Anscheinend schon, denn genau ein solches zwiespältiges Gefühl wurde bei mir ausgelöst, als ich im Kino saß.

Rasant wird die Geschichte vorangetrieben bzw. durchgeboxt ohne Rücksicht auf Verluste. Ich kann mir gut vorstellen, dass Zuschauer, die niemals ein Assassins Creed Spiel in der Hand gehabt haben, mit dem Universum unglaublich überfordert sind. Ihr wisst ja, dass ich es mag, wenn sich alles zusammenfügt - in die Timeline der Spiele passt dieses Werk jedoch nicht. Natürlich gab es das schon in den Spielen z.B. Assassins Creed Syndicate, in welchem die früheren Spiele etwas außer Acht gelassen worden sind, aber die Games dermaßen zu verleugnen, ist mir übel aufgestoßen.

Im Prinzip wurde versucht, den ersten Teil der Spiel-Reihe mit einigen Änderungen in Form zu pressen. Ein Assassine, der eigentlich keiner sein will, aber aufgrund seiner Blutlinie keine Wahl hat, wird von Abstergo festgehalten. Klingt ein bisschen wie die Grundzüge der Geschichte von Desmond Miles - hier aber Callum Lynch. Hätte man sich mehr Zeit gelassen, wäre das vielleicht auch was geworden. Nur leider versuchte man eine solche Geschichte in 90 Minuten zu quetschen. Warum sich keine Zeit genommen wurde, meinetwegen auch drei Stunden, und damit ein ordentlichen Film-Epos abzuliefern, bleibt mir schleierhaft.

Blass wirken die Schauspieler in ihren Rollen. Michael Fassbender fand ich in den Trailern und Co. noch in Ordnung, im fertigen Werk glänzt er aber leider nicht. Liegt aber wohl nicht an seinem Talent, sondern an der fehlenden Zeit, die sich sein Charakter entwickeln darf. Genauso verhält es sich mit allen Charakteren im Film. Selbst die traurige Hintergrundgeschichte ist flach und lässt keine Emotionen aufkommen. Geschichtliche Ereignisse werden lieblos und nur äußerst selten dargestellt, obwohl die Assassins Creed Reihe gerade dafür immer hoch gelobt wurde.

Etwas einseitig war dann wieder die Darstellung der Assassinen und Abstergo - versteht mich nicht falsch, beide Parteien sind radikal und ziehen ihr Ding durch. Aber genau hier versagt der Film, die Atmosphäre der Spiele zu transportieren. Assassinen scheinen wie blutrünstige Tiere zu sein, was, wie der geübte Spieler bestätigen kann, so nicht stimmt. Natürlich hat Abstergo diese Ansicht, doch fehlte mir die Ansicht der Assassinen. Abstergo kam wie die ultimative Lösung und das einzig Gute rüber, die nur Menschen für das Wohle der Allgemeinheit festhalten würden. Gut und Böse ist unmissverständlich und ohne Abweichungen definiert, was im Gegensatz zu den Spielen steht. Wiederum die optische Darstellung, des leuchtenen, schon fast sterilen, kühlen Weißes, war sehr gelungen.

Optisch macht der Film einiges her. Von Vogelflügen bis hin zum berühmten "Leap of Faith" mag es die Augen schon entzücken. Die Idee den Animus wie eine Art Arm darzustellen, der auch Bewegungen zulässt und nicht nur eine Liege ist, fand ich nicht schlecht. Schließlich hat Ubisoft auch schon gesagt, dass sie diese Idee eventuell in die Spiele bringen wollen, was mich wirklich neugierig macht. Der Sickereffekt, bzw. die Halluzinationen fand ich zwar sehr hübsch, aber auch sehr krass dargestellt - da konnte man ja schon Angst haben, dass Callum gleich zu Subjekt 16 wird. Zugeben die Kostüme sehen klasse aus, während ich den Aufbau der Erinnerungen überhaupt nicht mochte. Sich langsam aufbauende Städte favorisiere ich dann mehr, als mit einem Ruck im Geschehen zu sein.

Erst in den letzten Zügen nimmt der Film nochmal ordentlich an Fahrt auf und wird so manchen Fan mit vielen Anspielungen überraschen, wie zum Beispiel exzellent choreografierte Flucht- und Kampfszenen. Es wirkt dann aber doch wie der Anfang von Etwas und nicht wie ein eigenständiger Film.

Für die Ohren war es ein eher durchschnittliches Erlebnis, denn die atemberaubende musikalische Untermalung hat es ebenfalls nicht von den Spielen in den Film geschafft.

Wer Assassins Creed in einem Film sehen will, kann ich nur Assassins Creed Lineage empfehlen.

Fazit

Für Fans ist der Film wahrscheinlich zu wenig, während er für den 0815-Zuschauer zu viel beinhaltet und eine wirre Erzählung von sich gibt. Liebloser, vollgestopfter Film, der aber gute Ansätze beinhaltet.



Quellenangabe: Blogpost Icon - offizielles Filmposter von Assassins Creed 2016